Mexiko-Stadt – Sein Gasfuß und Starrsinn haben Max Verstappen um die Pole Position für den Großen Preis von Mexiko gebracht.
Weil der Niederländer nach einem heftigen Crash von Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas in der Formel-1-Qualifikation nicht wie vorgeschrieben langsamer wurde, verjagten die Rennkommissare dem Red-Bull-Piloten nachträglich von Startplatz eins. Der 22-Jährige, der das Vergehen zuvor ohne jegliche Reue eingeräumt hatte, wurde um drei Ränge zurückversetzt. So fährt heute (20.10 Uhr/RTL und Sky) Ferrari-Jungstar Charles Leclerc von ganz vorn los.
Zweiter ist nun dessen Teamkollege Sebastian Vettel. Der Hesse hatte seine letzte Runde abgebrochen, nachdem er die gelben Warnflaggen an der Unfallstelle gesehen hatte. «Es war klar, dass man vom Gas gehen musste», sagte der 32-Jährige danach. Verstappen war offenbar anderer Ansicht. «Wir wissen, was wir tun. Sonst wären wir nicht in der Formel 1», sagte der Mexiko-Gewinner der beiden Vorjahre, dessen Chancen auf das Sieg-Triple im Autódromo Hermanos Rodríguez nun deutlich gesunken sind.
Einfluss könnte die Verstappen-Strafe auch auf die WM-Vergabe haben. Mercedes-Superstar Lewis Hamilton rückt auf Startplatz drei vor und könnte im viertletzten Saisonlauf vorzeitig zum sechsten Mal Weltmeister werden. Dafür müsste er 14 Punkte mehr holen als der Finne Bottas, der Hamilton als einziger rechnerisch noch überholen kann.
Nach dem Crash von Bottas blieb am Samstagabend zunächst ungewiss, ob der WM-Zweite tatsächlich als Sechster starten kann oder wegen der nötigen Reparaturarbeiten an seinem Silberpfeil noch Strafen kassiert. Immerhin blieb der 30-Jährige bei dem Unfall unverletzt. In der letzten Kurve hatte sich sein Auto in die Streckenbegrenzung gebohrt und wurde schwer beschädigt.
Unbeeindruckt von Trümmerteilen und herbei eilenden Helfern raste Verstappen kurz darauf zur besten Sektorzeit. Vor allem Hamilton äußerte darüber später deutliches Missfallen. «Die Fahrer müssen wissen, dass sie die Regeln beachten müssen», sagte der 34-Jährige.
Durch Verstappens Vergehen steht auch im sechsten Rennen nach der Sommerpause ein Ferrari am Start ganz vorn. Drei der fünf Grand Prix seit Ende August gewann die Scuderia. Auch ins Mexiko-Wochenende ging der italienische Rennstall dank der Stärke seines Motors und der verbesserten Aerodynamik des Autos als Favorit. «Wir versuchen, die Rennen dieses Jahr ordentlich fertig zu fahren und idealerweise alle vier zu gewinnen, um die Richtung für das nächste Jahr vorzugeben», sagte Vettel.
Im Freitagstraining gelang dem Hessen die Tagesbestzeit. Bei den abschließenden Übungsrunden am Samstagvormittag war dann Leclerc hauchdünn schneller als sein Stallrivale. Doch Vettel stellte da bereits fest: «Es ist sehr schwer, hier alles in eine Runde zu packen», stellte Vettel fest. Vor allem die Höhenluft 2250 Meter über dem Meeresspiegel ist für Fahrer und Boliden ein Härtetest. «Es fehlt der Anpressdruck», erklärte Vettel. Zudem seien die Reifen unberechenbar. «Sie werden schnell heiß, dann lösen sie sich auf», sagte der 32-Jährige.
Und tatsächlich lief es diesmal für Ferrari nicht ganz nach Plan in der Qualifikation. Eine solide Runde reichte Vettel im ersten Durchgang zum Weiterkommen. Im zweiten Zeitabschnitt führte er lange das Klassement an, ehe die beiden Mercedes-Piloten ihn noch auf Rang drei verdrängten. Als es dann zählte, jubelte Verstappen – halt nur zu früh.
(dpa)