Berlin – Pal Dardai verbrachte eine ruhige Nacht. Vor einer Woche hatte dem Trainer von Hertha BSC der Last-Minute-Ausgleich des FC Bayern noch die kostbare Nachtruhe geraubt.
Nach dem 2:0-Sieg in der Bundesliga gegen den direkten Kontrahenten Eintracht Frankfurt sieht die Fußball-Welt für die Berliner hingegen wieder entspannter aus. «Wir haben uns sehr gut aus der schwierigen Phase herausgearbeitet», lobte Dardai seine Spieler. Als Belohnung gab er ihnen am Sonntag trainingsfrei.
Nach einer famosen Hinserie hatte die Hertha mit nur vier Punkten aus fünf Spielen sehr schwer ins neue Jahr gefunden. Durch die «Big Points» gegen den Tabellen-Nachbarn aus Hessen sind die Berliner wieder ein ernstzunehmender Anwärter auf einen Europapokal-Startplatz.
Die stärkste Heimelf der Liga verdrängte mit dem neunten Sieg im Olympiastadion die Eintracht von Platz fünf. Als Führungskraft in Deutschlands höchster Spielklasse sieht der Ungar sein Team freilich nicht. «Vom Zusammenhalt sind wir eine Spitzentruppe. Wir sind aber keine Spitzenmannschaft. Dazu fehlt noch einiges», befand Dardai.
Der Hertha-Coach forderte seine Spieler auf, jetzt nicht nachzulassen: «Wir müssen im nächsten Spiel punkten.» Dieses findet am Sonntag beim HSV statt, der sich in den kommenden Tage von seiner 0:8-Pleite beim FC Bayern erholen muss.
Vor der Partie hatten sich gewaltbereite Fans beider Lager Auseinandersetzungen auf Berliner Straßen geliefert, nach denen 96 Personen festgenommen wurden. Sechs Beteiligte seien verletzt in Krankenhäuser gekommen, teilte die Polizei mit.
Das Spiel auf dem neu verlegte Rasen war lange Zeit eine eher zähe Angelegenheit. Die Berliner hatten Glück, dass Ante Rebic eine erstklassige Chance zur Frankfurter Führung ausließ (29.). Dardai sprach anschließend von einem «Matchball», und Hertha-Manager Michael Preetz räumte ein: «Das Spiel hätte auch in die andere Richtung gehen können.»
Die Eintracht haderte nicht nur mit der vergebenen Großchance, sondern auch, wie Herthas umstrittenes Führungstor durch Vedad Ibisevic (52.) zustande kam. Sportvorstand Fredi Bobic sprach von einem «irregulären Treffer», Sportdirektor Bruno Hübner sah eine «Behinderung des Torwarts» durch Salomon Kalou. In der Tat stand der Ivorer beim Abspiel hauchdünn im Abseits. Dann wurde er gefoult und behinderte im Liegen Keeper Lukas Hradecky, der gegen den Schuss des nachsetzenden Ibisevic chancenlos war. «Nennen wir es heute Hertha-Bonus», meinte ein grinsender Dardai zu der Szene.
Weit mehr als Schiedsrichter Sascha Stegemann zog sich Eintracht-Stürmer Haris Seferovic den Groll seines Trainers zu. Der Schweizer sah wegen einer Tätlichkeit Rot (78.). Der gebürtige Berliner Kovac schimpfte über eine «Dummheit», die bestraft werde. «Wir haben jetzt sechs Platzverweise und sind die Tretertruppe Nummer eins in Deutschland», räumte Kovac genervt ein. Die Frankfurter belegen mit sechs Feldverweisen den letzten Platz in der Fairplay-Tabelle.
Solche Disziplinlosigkeiten sind Coach Kovac ein Gräuel. «Wir schaden uns selber. Wir machen uns das kaputt, was wir uns in der Hinrunde aufgebaut haben», monierte der 45-Jährige. Die Eintracht muss nun nach zuletzt drei Niederlagen ohne eigenen Treffer den Blick nach unten richten. Im Vergleich zur Vorsaison stehen die Adlerträger mit 35 Punkten und Platz sechs geradezu komfortabel da. «Die aktuellen Probleme hätten wir letztes Jahr gerne gehabt», bemerkte Bobic sarkastisch. Die Eintracht wendete damals den Abstieg erst in der Relegation ab.
(dpa)