Berlin – Hertha BSC will nicht nur auf dem Rasen zum «Big City Club» wachsen. Auch im E-Sport setzt sich der Fußball-Bundesligist hohe Ziele. «Wir wollen den E-Sport-Weltmeister der Zukunft ausbilden», sagt Maurice Sonneveld, Leiter Digital Media von Hertha BSC, der Deutschen Presse-Agentur.
Seit 2018 besteht eine eigene Akademie für die Ausbildung zum E-Sport-Profi, für die sich vor zwei Jahren rund 2100 Fifa-Gamer beworben hatten. «Für uns ist E-Sport keine kurzfristige PR-Nummer, sondern wir haben ein nachhaltiges Konzept.
Die Gewinner bekommen ein modernes Trainingszentrum bei uns in der Geschäftsstelle – und erhalten eine professionelle Ausbildung mit E-Sport-Trainern, Ernährungsberatern und weiteren Top-Leuten aus der FIFA-Szene», hatte Hertha-Geschäftsführer Ingo Schiller bei der Eröffnung der Akademie gesagt und die Ziele vorgegeben.
Derzeit befinden sich fünf Youngster in der Akademie, die neben dem Spieltraining in weiteren Feldern geschult werden. So gehören auch Ernährungscoachings, mentales Training, Fitness-Sessions und die Schulung von Medien- & Social-Media-Kompetenz mit zum Ausbildungsprogramm.
«Die Jungens müssen physisch und psychisch fit sein, um eine konzentrierte Leistung an der Konsole abzulegen», sagt der gelernte Sportpsychologe Sonneveld, der vor seiner Zeit in Berlin sechseinhalb Jahre beim 1. FC Köln angestellt war.
Zur Ausbildung gehört somit auch der richtige Umgang mit den digitalen Medien. Die Auszubildenden werden unter anderem darin geschult, «Videos richtig zu schneiden und zu streamen», sagt Sonneveld. Wie lange die Ausbildung dauert, hängt dabei von jedem Einzelnen ab. «Es gibt einen fließenden Übergang vom Talent zum E-Sport-Profi», sagt der 42 Jahre alte Leiter.
Dabei ist das Lernprogramm auf jeden der fünf Teilnehmer individuell zugeschnitten – von der Teil- bis zur Vollzeit. Für die jungen Talente habe auf alle Fälle die Schule Vorrang, sagt Sonneveld.
So studiert Eren Poyaz, der für den Hauptstadtclub auch in der «Bundesliga Home Challenge» in der Simulation FIFA 20 antritt, seit dem letzten Oktober auch noch Sport und Mathe auf Lehramt an der Humboldt Universität.
Doch auch die Ausbildung in Vollzeit zahlt sich aus. Elias Nerlich, dienstältester Azubi und Mannschaftskapitän des E-Sport-Teams, hat während seiner Ausbildung einen eigenen Youtube-Kanal erstellt und mittlerweile rund 180 000 Follower. «Das ist eine zusätzliche Geldquelle für Elias», sagt Sonneveld über den Fitness-Weltmeister.
Ansonsten erhalten die Schüler angemessene Ausbildungsvergütungen. Sieg- oder Punkteprämien werden den jungen E-Sportlern, die in der virtuellen Bundesliga Championship antreten, dagegen nicht gezahlt.
Dass die jungen Spieler in der abgelaufenen Saison nur den 19. von 22 Plätzen belegten, schert Sonneveld nicht: «Viele Vereine, die auch schon früher in den E-Sport eingestiegen sind, haben erfolgreiche Sportler eingekauft. Wir denken weniger kurzfristig», sagt Sonneveld und verweist auf das Ziel, einen Weltmeister auszubilden.
(dpa)