Mönchengladbach – Dank Kai Havertz ist Bayer Leverkusen wieder auf Champions-League-Kurs.
Durch den zweiten Doppelpack seines Offensivstars (7. Minute/58. Foulelfmeter) binnen einer Woche und eines weiteren Treffers von Sven Bender (81.) gewann das Team von Trainer Peter Bosz das wichtige Rhein-Derby bei Borussia Mönchengladbach verdient mit 3:1 (1:0). Schon beim 4:1 am Montag in Bremen hatte der europaweit begehrte 20-Jährige doppelt getroffen.
Durch den Sieg beim direkten Konkurrenten, für den nur Marcus Thuram (52.) traf, zog Bayer mit nun 53 Zählern in der Tabelle vorbei an der Borussia auf Rang drei. Das Team von Trainer Marco Rose ist mit 52 Punkten aus 27 Spielen Vierter vor Leipzig, das am Sonntag in Mainz spielt.
Die seit nunmehr zwölf Pflichtspielen ungeschlagenen Leverkusener verdienten sich den Sieg am zweiten Bundesliga-Spieltag ohne Zuschauer durch eine starke Leistung und einen teils beeindruckend aufspielenden Havertz. Mit 25 Punkten aus zehn Spielen setzt Leverkusen somit die bislang beste Bundesliga-Rückrunde der Vereinsgeschichte fort. Über 90 Minuten war Bayer am Samstag klar besser als Gladbach, das einen herben Rückschlag im Kampf um die Teilnahme an der Königsklasse einstecken musste.
Für die Borussia begann die Partie bereits schlecht: Nach einem unglücklichen Zweikampf zwischen Breel Embolo und Havertz verletzte sich der Schweizer Angreifer schon nach wenigen Minuten. Nur eine Minute später war es erneut Havertz, der Gladbach weh tat. Nach einem schweren Abspielfehler des schwachen Rami Bensebaini nutzte Bayers Top-Talent eine Klasse-Zuspiel von Karim Bellarabi zur Führung. Der international begehrte Havertz bestätigte damit seine Top-Form. Zum ersten Mal in seiner Karriere war Havertz in sechs aufeinanderfolgenden Spielen an einem Tor beteiligt.
Gladbach-Coach Rose dürfte es da bereits bereut haben, zum ersten Mal in dieser Saison auf dieselbe Startelf wie im Spiel zuvor (3:1 in Frankfurt) vertraut zu haben. Algeriens Nationalspieler Bensebaini hatte defensiv erhebliche Probleme. Zudem hatte die in dieser Saison schon oft furios aufspielende Borussia offensiv in der ersten Halbzeit überhaupt keine gefährlichen Aktionen. Auch mit Kapitän Lars Stindl für den verletzt ausgewechselten Embolo änderte sich nichts.
Überraschend verzichtete Rose nach der schwachen ersten Halbzeit zunächst auf weitere Wechsel und stellte stattdessen auf eine Dreierkette in der Abwehr um. Dadurch bekamen die Gladbacher mehr Zugriff aufs Spiel, wurden forscher und gefährlicher. Eine Vorarbeit von Alassane Plea schloss Thuram direkt zum 1:1 ab.
Wenig später hatten die Gastgeber dann wieder Pech. Im Zweikampf zwischen Thuram und Bayers Aleksandar Dragovic versagte Schiedsrichter Sören Storks den Elfmeter-Pfiff. Beim Gegenangriff der Leverkusener gab es nach einer Grätsche von Nico Elvedi gegen Karim Bellarabi dagegen den Strafstoß für Bayer. Gladbachs-Keeper Yann Sommer war beim Schuss von Havertz mit seinen Fingerspitzen dran, konnte das zehnte Saisontor des Bayer-Juwels aber nicht verhindern. Zehn Minuten vor dem Spielende köpfte Bender schließlich zur Entscheidung ein.
Im zweiten Gladbacher Heimspiel der Saison ohne Zuschauer nach dem 2:1 gegen Köln am 11. März sollten knapp 13 000 Papp-Zuschauer für etwas Atmosphäre sorgen. Zum Preis von 19 Euro konnten sich Borussen-Fans ein Foto von sich auf Pappe drucken lassen. Die Pappkameraden wurden auf den Stadionsitzen montiert. Die Gladbacher Ultras beteiligten sich indes nicht an der Aktion, und protestierten gegen Geisterspiele. In der Nordkurve blieben ihre Steh-Ränge frei von Pappkameraden. Stattdessen hingen dort zuvor platzierte Plakate, auf denen stand: «Stumme Mienen für Borussia. Gegen Geisterspiele!», «Pappen-Mahnmal» und «Fussball ohne Fans ist nichts!».
(dpa)