Lausanne – Der neue Chefermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur möchte schwere Vergehen gegen die Anti-Doping-Regeln öfter vor Gericht bringen. «Ich hoffe, die Polizei und Justiz häufig überzeugen zu können», sagte Günter Younger im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.
Der bayerische Polizist ist seit Oktober WADA-Direktor für Investigation. Einen Namen hat er sich als Mitglied der Untersuchungskommission zum systematischen Doping in der russischen Leichtathletik gemacht. Younger lieferte dabei zudem der französischen Justiz Beweise für den Fall des früheren Leichtathletik-Präsidenten Lamine Diack und seiner Entourage. Dem Senegalesen droht wegen Geldwäsche und Betrug ein Gerichtsverfahren. «Keiner von der Diack-Familie hat damit gerechnet, dass wir in der Lage sind, ihr Imperium zu zerstören», sagte Younger. «Und das haben wir. Das ist für mich schon Genugtuung genug.»
Eine seiner Aufgaben in der WADA ist, Whistleblower zu ermutigen, über Vergehen gegen die Anti-Doping-Regeln zu sprechen. «Es ist ein weiteres, wichtiges Mittel, weil man mit Ermittlungen im Sport viel erreichen kann», erklärte Younger. «Da wir weder Polizei noch Strafverfolger und die Möglichkeiten des Ermittelns limitiert sind, braucht es Whistleblower, um im Doping-System Augen zu haben.»
Dass es in weiteren Ländern so einen ausgeklügelten Doping-Betrug wie in Russland gibt, erwartet er nicht. «Ich glaube nicht, dass es woanders ein so perfektes System gibt, das wie in Russland über Jahre etabliert worden ist», sagte Younger. «Es gibt sicher andere Länder mit Problemen. Da müssen wir genau drauf schauen.»
(dpa)