Grindel und Ceferin wiedergewählt – Spitzen mit Infantino

Rom – Aleksander Ceferin war froh, dass ihm sein schwergewichtiger Vize Karl-Erik Nilsson im Überschwang der Gefühle nicht auch noch einen Kuss auf die Wange drückte.

Den freundschaftlichen Händedruck mit DFB-Boss Reinhard Grindel nach dessen Bestätigung als Mitglied des FIFA-Councils nahm der wiedergewählte UEFA-Präsident aber freudig entgegen.

Die starken Männer der Europäischen Fußball-Union wurden beim UEFA-Kongress in Rom per Akklamation in ihren Ämtern für vier Jahre bestätigt – und der gemeinsame Kontrahent war nicht schwer zu erkennen. «Wir werden den Fußball schützen vor Projekten, bei denen es noch viele Fragen gibt», sagte Ceferin in seiner Ansprache und fügte an: «Ein Anführer ohne Zweifel ist ein irreführender und gefährlicher Anführer.»

Den Namen Gianni Infantino nahm er gar nicht in den Mund, aber jeder im großen Kellersaal des Cavalieri-Hotel wusste, dass der anwesende FIFA-Präsident gemeint war. «Wir stehen gemeinsam für unsere Werte und hoffen, dass die FIFA und ihr Präsident sich auf uns zubewegen und dass offener miteinander gesprochen wird», sagte Grindel.

Grindel und Ceferin sind in der Dauerdiskussion um Milliarden-Offerten und internationale Wettbewerbsformate die größten Gegenspieler Infantinos. Vor seiner Wahl hatte Ceferin nochmals deutlich gemacht, dass man nicht blind den Plänen des Weltverbandschefs für eine erweiterte Club-WM und eine neue globale Nations League folgen werde.

Zuvor hatte Infantino in seiner Gruß-Adresse das Verbal-Duell mit einer Spitze eröffnet und die UEFA-Delegierten zur Unterstützung seiner Projekte aufgefordert. «Der Fußball ist global und verdient es, global entwickelt zu werden. Dafür müssen wir zusammenarbeiten, miteinanderreden und diskutieren. So sehe ich uns alle auf dem Weg nach vorne», sagte der Schweizer.

Ohne das von den europäischen Funktionären weiter kritisch betrachtete dubiose Angebot über 25 Milliarden Dollar für die Vermarktung neuer Wettbewerbe explizit zu nennen, forderte Infantino von den UEFA-Delegierten Verständnis für die Interessen anderer Konföderationen. «Alle europäischen Ligen und Vereine wurden besser und besser. Was wir jetzt machen müssen, ist uns von der UEFA zur FIFA zu bewegen, um diesen Erfolg auf die Fußball-Welt zu übertragen», sagte Infantino.

Seit vergangenen März versucht Infantino für eine Investoren-Offerte zur Vermarktung der neuen Wettbewerbe zu werben. Die UEFA-Vertreter bemängeln allerdings aus ihrer Sicht ungenügende Informationen über die Geldgeber und mögliche Konsequenzen des Mega-Deals und haben ihre Zustimmung bislang verweigert. Sie fürchten einen Bedeutungsverlust ihres Premiumprodukts Champions League. Das Thema wird Grindel und seine Kollegen beim Treffen des FIFA-Councils am 14. und 15. März in Miami wieder beschäftigen.

«Ich würde mich freuen, wenn wir in der Zusammenarbeit zwischen FIFA und UEFA zu einem konstruktiven Miteinander kommen. Das setzt natürlich auch voraus, dass mit Transparenz und mit Rücksicht auf die europäischen Interessen von Seiten der FIFA vorgegangen wird», hatte UEFA-Vizechef Grindel.

Enger zusammenarbeiten müssen Ceferin und Grindel künftig auch mit Nsser al-Khelaifi als neuem Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees. Der Katarer vertritt in dem Gremium gemeinsam mit Andrea Agnelli von Juventus Turin die European Club Association.

Die Wahl des 45-Jährigen ist umstritten, da Paris Saint-Germain in den vergangenen Jahre immer wieder gegen die Regeln des Financial Fairplay verstoßen hat. Das letzte Verfahren ist bei der UEFA weiter anhängig. Zudem ist al-Khelaifi Chef der Sendergruppe BeIn Media, die die Rechte an der Champions League im arabischen Raum hält. Grindel hatte vor der Wahl die Hoffnung geäußert, dass al-Khelaifi durch sein UEFA-Amt aktiv für eine Einhaltung der Regeln eintreten werde.


(dpa)

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