Goretzka, Brandt, Werner: Alle eifern Kimmich nach

Kasan – Joshua Kimmich ist das Vorbild. Dem 22 Jahren alten Fußball-Nationalspieler des FC Bayern, dem Bundestrainer Joachim Löw eine «Riesenkarriere» prophezeit, eifern sie beim Confederations Cup in Russland alle nach.

Ob Leon Goretzka (22), Julian Brandt (21), Timo Werner (21) oder Niklas Süle (21), die Talente wollen bei Löws großer Sichtung für die WM 2018 ähnlich durchstarten wie Kimmich. Vor einem Jahr reiste der Bayern-Profi praktisch auf den letzten Drücker als Azubi mit zur Europameisterschaft nach Frankreich und kehrte von dort als feste Größe im Weltmeister-Ensemble zurück.

Kimmichs rasanter Aufstieg bei Löw, der in der abgelaufenen Saison im krassen Kontrast stand zur Stagnation in München unter Vereinstrainer Carlo Ancelotti, lässt sich auch an Zahlen festmachen. Am 29. Mai 2016 debütierte Kimmich beim 1:3 im Länderspiel gegen die Slowakei in Augsburg. Als Ergänzungsspieler durfte er dann mit zur EM. Dort stellte Löw den gelernten Mittelfeldspieler im letzten Gruppenspiel gegen Nordirland (1:0) als rechten Verteidiger auf.

Seitdem ist Löws lange Suche nach einem Nachfolger für Weltmeister Philipp Lahm auf der Position rechts hinten erledigt. In allen 15 Länderspielen seit seinem EM-Debüt stand Kimmich von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz – als einziger Nationalspieler.

«Länderspiele für Deutschland sind eine riesige Plattform», sagte Kimmich in Russland. Beim Confed Cup, seinem erst zweiten Turnier, ist er in der unerfahrenen deutschen Mannschaft kein Azubi mehr, sondern eine Führungskraft. Auf dem Platz bringt er konstant seine Leistung, auch daneben zeigt er sich. Nach dem 3:2 gegen Australien sprach er im WM-Stadion von Sotschi in fließendem Englisch auch mit den internationalen Reportern. Und er machte deutliche Ansagen für das zweite Gruppenspiel am Donnerstag (20.00 Uhr) in Kasan. «Gegen Chile dürfen wir uns nicht so viele Fehler erlauben und müssen noch mehr investieren. Vorne müssen wir effizienter werden.»

Löw schwärmt in Russland über Kimmich, wie es von Ancelotti in München noch nicht zu hören war. «Joshua ist für mich eines des allergrößten Talente, dass ich in den letzten zehn Jahren gesehen habe. Er kam letztes Jahr in die Vorbereitung zur EM – und am Ende hat er gespielt. Er war ein wichtiger Faktor in unserer Mannschaft. Diesen Biss und diesen Hunger, in jedem Training an die Leistungsgrenze zu gehen, das ist schon außergewöhnlich. Er ist unglaublich aktiv und selbstbewusst. Und er will sich ständig verbessern. Dem Jo traue ich wirklich eine Riesenkarriere zu», äußerte der Weltmeistercoach in einem ZDF-Interview.

Kimmich genießt dieses Vertrauen, und entsprechend blüht der ehrgeizige Jungstar im Nationalteam auch aktuell wieder auf nach einem für ihn schwierigen zweiten Jahr in München unter Ancelotti. «Ich war mit der Saison nicht zufrieden. Einsätze hatte ich viele, aber nicht so viele Spiele von Anfang an», sagte Kimmich.

Das soll sich nach dem Karriereende von Kapitän Lahm in der neuen Spielzeit bekanntlich ändern. Die Münchner Bosse haben Ancelotti verdeutlicht, dass sie in Kimmich den neuen Lahm auf der rechten Abwehrseite des Rekordmeisters sehen. Kimmich scheut das schwierige Erbe nicht, auch wenn er sich nicht mit Lahm vergleichen möchte.

«Philipp hat eine großartige Karriere hingelegt beim DFB und bei Bayern. Er ist eine Legende», sagte er in Russland. Kimmich möchte Lahm nacheifern, aber dabei seine eigene Geschichte beim FC Bayern und im Nationalteam schreiben. «Natürlich möchte jeder Spieler seinen eigenen Weg gehen», sagte er. Vorbilder können dabei nicht schaden.


(dpa)

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