Paris – Es wird laut beim Ryder Cup. Sehr laut. «Allez, Allez, Allez», der französische Schlachtruf, steht in riesigen Lettern auf dem blauen Transparent der gigantischen Tribüne am ersten Abschlag im Le Golf National nahe Paris.
Am frühen Freitagmorgen werden allein hier über 7000 golfverrückte Fans den besten Profis aus Europa und den USA einen ohrenbetäubenden Empfang beim größten und emotionalsten Golf-Event der Welt bereiten. An den drei Tagen rechnen die Organisatoren mit über 270.000 Zuschauer auf dem Golfplatz vor den Toren der französischen Hauptstadt.
Tiger Woods freut sich schon riesig auf den Start des 42. Kontinentalvergleichs der jeweils zwölf stärksten Spieler aus den USA und Europa. «Ja, es wird Spaß machen», antwortete der 42-Jährige mit einem breiten Grinsen auf die Frage nach der einzigartigen Atmosphäre des Ryder Cups. Und großen Lärm ist der US-Superstar gewohnt. Erst am vergangenen Sonntag versetzte Woods bei seinem 80. Sieg auf der PGA-Tour in Atlanta die Fans in Ekstase. «Ich denke, diese Woche wird die Dezibelzahl noch ein bisschen höher sein», meint er.
Der Ryder Cup, das ist Emotion pur – für die Zuschauer und die Spieler. Bei kaum einem Sport-Event werden Triumphe lauter bejubelt und nach Niederlagen so bitterliche Tränen vergossen. Dabei geht es für die Golf-Millionäre auf dem Platz einzig und allein um die Ehre. Preisgelder gibt es nicht. Den Sieg für den eigenen Kontinent zu holen, sei Ansporn und Lohn genug, erklärte Deutschlands Golf-Idol und Ryder-Cup-Held Bernhard Langer einmal.
Woods und seine US-Teamkollegen sind in Paris als Titelverteidiger in der Favoritenrolle. Vor zwei Jahren siegten sie im Hazeltine National Golf Club in Chaska im US-Bundesstaat Minnesota klar mit 17:11. In der Weltrangliste haben die Spieler von Kapitän Jim Furyk im Durchschnitt die besseren Positionen und auch bei den vier wichtigen Majors-Turnieren lagen die Amerikaner in diesem Jahr fast immer vorn. Patrick Reed gewann das Masters in Augusta und Brooks Koepka triumphierte bei der US Open sowie bei der PGA Championship. Nur bei der British Open siegte mit dem Italiener Francesco Molinari ein Europäer.
Allerdings konnte seit 25 Jahren keine US-Auswahl mehr auf europäischem Boden gewinnen. Dennoch sieht Europa-Kapitän Thomas Björn sein Team in der Rolle des Underdogs. «Sind wir Außenseiter? Wahrscheinlich sind wir es auf dem Papier. Aber wir glauben immer noch, dass wir gewinnen können», sagte der Däne, der mit Thorbjörn Olesen, Jon Rahm, Tyrrell Hatton, Tommy Fleetwood und Alex Noren gleich fünf Ryder-Cup-Neulinge in sein Team geholt hat. Bei den Amerikanern sind es nur Drei.
Der Heimvorteil des europäischen Teams ist aber nicht zu verachten. Rory McIlroy, Justin Rose und Co. kennen den schweren Par-71-Platz im Le Golf National seit Jahren von den Turnieren auf der European Tour. Für die meisten Amerikaner ist der Albatros Course absolutes Neuland.
Deutschland ist beim 42. Ryder Cup in Paris gar nicht vertreten. Martin Kaymer, der zuvor vier Mal in Folge Mitglied der europäischen Mannschaft war und 2012 mit seinem entscheidenden Putt das «Wunder von Medinah» perfekt machte, fehlt diesmal in Paris. Zu schwach waren die Leistungen des zweimaligen Major-Siegers in diesem Jahr. Damit ist seit 1981 erst zum vierten Mal nach 1999, 2006 und 2008 kein deutscher Golfer im Team Europa aktiv.
Neben Kaymer hat vor allem Langer die Geschichte des Ryder Cups entscheidend mitgeprägt: Zehnmal als erfolgreicher Spieler von Beginn der 80er Jahre bis hin zu seinem Triumph als Kapitän des europäischen Ryder-Cup-Teams 2004. Dieser Sieg war einer der emotionalsten Momente in der Karriere des deutschen Ausnahme-Golfers.
(dpa)