Berlin – Ausgelassen hüpfte Manuel Neuer mit dem goldenen «Pott» in den emporgereckten Händen auf dem Siegerpodium herum.
Auf so ein Spiel im Bayern-Trikot hatte der Fußball-Nationaltorhüter lange gewartet. Einen besserer Zeitpunkt als beim 3:0 gegen RB Leipzig gab es nicht. «Es war eine Punktlandung, dass ich spielen konnte. Besser hätte man das Drehbuch nicht schreiben können», erklärte der Kapitän.
Bayerns Glück im letzten Saisonspiel war zugleich Leipzigs Unglück. Nach sechs Wochen Wettkampfpause wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade bot der 33-Jährige beim Comeback eine Leistung, die an den Neuer des deutschen WM-Triumphes 2014 in Brasilien erinnerte.
Ausstrahlung, Reflexe, Hand- und Fußarbeit – alles war wie zu Neuers Zeiten als weltbester Torwart. «Wir hatten mit Manuel Neuer im Tor einen Giganten hinten stehen, der zurecht das Tor der Nationalmannschaft hütet. Besser kann man nicht spielen», rühmte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge einen der Münchner Matchwinner.
«Ich muss und möchte Manu von ganzem Herzen gratulieren zur Topleistung», sagte auch Trainer Niko Kovac: «Er hat uns in zwei Situationen im Spiel gehalten. Das ist das, was man auf dem Niveau braucht.» Mit einem tollen Reflex verhinderte Neuer in der starken Leipziger Anfangsphase das 0:1, als er einen wuchtigen Kopfball von Yussuf Poulsen mit der Hand an die Latte lenkte. Und in der zweiten Hälfte gelang ihm eine Monster-Parade, als Leipzigs Emil Forsberg alleine auf ihn zulief und scheiterte. Sonst hätte es 1:1 gestanden.
«Ich war hochmotiviert und wollte meine beste Leistung zeigen», sagte Neuer. Nachdem er das Finale 2018 gegen Eintracht Frankfurt verletzt verpasst hatte, dieses sensationelle 1:3, wollte der Kapitän dieses Mal unbedingt zum Münchner Erfolg beitragen. «Es war bitter, dass ich im letzten Jahr ausgefallen bin. Ich habe in der Woche gut trainiert», erzählte Neuer. Ein Risiko sahen weder Kovac noch die Teamkollegen in seinem Kaltstart. «Die Mannschaft vertraut mir, der Trainer vertraut mir. Ich war auch vom Kopf her bereit.»
Neuer ist älter und verletzungsanfälliger geworden. Aber die Zweifel an seiner Extraklasse zerstreute er im günstigsten Moment. Der letzte Eindruck bleibt. «Ich habe auf gar keinen Fall eine schlechte Saison gespielt, ich habe eine gute Saison gespielt.» Von ihm gab es aber keine «Kampfansagen» an die jüngeren Herausforderer, allen voran Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona: «Das ist nicht meine Art.»
Auch der Bundestrainer wird die Weltklasseleistung seiner Nummer 1 als Tribünengast erfreut registriert haben. Joachim Löw hatte Neuer vor dem Pokalendspiel nur «zunächst» für die noch anstehenden EM-Qualifikationsspiele in Weißrussland und gegen Estland berufen. «Bei Manu werden wir abwarten, wie der Heilungsprozess in den nächsten Tagen voranschreitet», sagte Löw. Die Bedenken des Chefs konnte Double-Gewinner Neuer nur drei Tage später eindrucksvoll ausräumen. Eine bessere Länderspielempfehlung kann es nicht geben.
(dpa)