Stuttgart – Einen TV-Auftritt sagte Stuttgarts Sportchef Thomas Hitzlsperger vorsorglich schon mal ab – nach diesem neuen Tiefpunkt einer ohnehin vermasselten Saison fühlte er sich beim Team gebraucht.
Nach dem 0:6-Debakel des VfB in Augsburg wurde die alternativlose Trennung von Coach Markus Weinzierl noch am Samstagabend beschlossen und verkündet. Die Wende im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga war damit freilich noch nicht geschafft. Nun soll U19-Trainer Nico Willig dem Team zumindest den Relegationsrang 16 und damit zwei K.o.-Spiele um den Klassenverbleib gegen den Zweitliga-Dritten retten.
Schon am Sonntag um 10.30 Uhr sollte für Willig das Trainingsdebüt mit den in Augsburg vorgeführten Profis anstehen. «Er ist nach unserer Überzeugung in der Lage, schnell für neue Impulse zu sorgen und mit der Mannschaft den Klassenverbleib zu schaffen», sagte Hitzlsperger. Trotz der abstiegswürdigen Bilanz von 21 Punkten aus 30 Spielen hat Stuttgart die Rettung noch in der eigenen Hand, weil die Konkurrenz dahinter – Nürnberg und Hannover – noch schlechter ist als der VfB.
Diese Zahl wird in Weinzierls Vita verewigt, der just als Gast beim Ex-Verein in Augsburg die härteste Klatsche der Karriere kassierte. «So eine Leistung in so einem Spiel wäre im schlimmsten Traum nicht vorstellbar gewesen», sagte er im ZDF. «Wir können froh sein, nicht noch höher verloren zu haben», meinte Torhüter Ron-Robert Zieler.
Aber auch sechs Gegentore und eine leidenschafts-, harm- und ideenlose Vorstellung reichten, um Weinzierls Zeit bei den Schwaben zu beenden. «Ich habe heute keine Argumente mit diesem Ergebnis geliefert für mich», sagte er nach dem Schlusspfiff, gut vier Stunden vor dem Rauswurf. «Ich kann mich für die Leistung nur entschuldigen.»
Neben Weinzierl wurden auch Co-Trainer Wolfgang Beller, Athletikcoach Thomas Barth und Individualtrainer Halil Altintop von ihren Aufgaben entbunden. Hitzlsperger betonte, dass er mit Weinzierl die Saison beenden wollte. In Augsburg sei aber klar geworden, dass «ein klarer Schnitt zwingend notwendig ist, um den Ligaverbleib zu schaffen».
Ein kleiner Lichtblick war am Samstag, dass auch Verfolger Nürnberg beim 0:2 in Leverkusen nicht punktete und damit weiterhin drei Zähler hinter den Stuttgartern rangiert. Wegen einer deutlich schlechteren Tordifferenz würden die Schwaben bei einer weiteren Niederlage aber auf einen direkten Abstiegsplatz rutschen, wenn Nürnberg gewinnt. Der VfB empfängt am Samstag (18.30 Uhr) Borussia Mönchengladbach.
«Jeder Spieler ist in der Pflicht und in der Verantwortung, in den nächsten Wochen ein anderes Gesicht zu zeigen», forderte Weltmeister Zieler, der die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte als «brutal enttäuschend und total ernüchtern» zusammenfasste. «Es tut einfach nur weh, man kann sich nur entschuldigen», betonte er.
(dpa)