Gelungene Generalprobe: Turner Toba bucht EM-Ticket

Baiersbronn – Cheftrainer Andreas Hirsch bremste umgehend zu hohe Erwartungen, Andreas Toba stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.

Nach dem überraschend klaren Länderkampf-Erfolg, unter anderem gegen Vizeweltmeister Großbritannien, dürfen die deutschen Turner zuversichtlich Richtung Europameisterschaft in Glasgow blicken. Vor allem der Auftritt von Olympia-Held Andreas Toba nach langer Zwangspause begeisterte in Baiersbronn nicht nur Olympiasieger Fabian Hambüchen, der als Gast den Wettkampf verfolgte.

«Es gibt schon ein paar Kleinigkeiten, die ich bis zur EM noch besser machen will, aber grundsätzlich bin ich zufrieden», sagte der 27 Jahre alte Toba zu seinem neuerlichen Comeback mit ansprechenden Leistungen an Reck und Ringen (je 14,25 Punkte). Im Februar hatte er sich beim Trainingslager in Südkorea am Innenmeniskus verletzt, war aber um eine Knieoperation herumgekommen. Drei Monate ohne Boden- und Sprung-Training sowie eingeschränkte Landungen an anderen Geräten waren die Folge. Toba haderte nicht mit dem Schicksal: «Es ist, wie es ist. So ist der Sport», sagte er.

Er hatte sich bereits bei Olympia in Rio einen Kreuzbandriss zugezogen und trotzdem unter Schmerzen weitergeturnt, um dem Team den Finaleinzug zu ermöglichen. Danach hatte er wegen drei Knieoperationen eine 13-monatige Zwangspause einlegen müssen.

Im Schwarzwald gehörte er wieder zu den Stützen des Teams, das den Vier-Länderkampf mit 251,70 Punkten vor Großbritannien (248,55), Frankreich (248,30) und der Schweiz (248,20) gewann. «Die Briten hatten heute Pech, sie werden bei der EM stärker sein. Sie bleiben für mich der Favorit», urteilte Cheftrainer Hirsch, der nun aus dem Sextett die fünfköpfige EM-Riege formieren muss. Da sich Newcomer Nils Dunkel aus Erfurt an Barren und Pauschenpferd gut präsentierte, könnte dem Berliner Allrounder Philipp Herder nach seinem Sturz am Sprung die undankbare Rolle des EM-Ersatzmannes drohen.

Das Glasgow-Ticket sicher hat indes der Hallenser Nick Klessing, der schon die erste Qualifikation in Kienbaum für sich entschieden hatte. In Baiersbronn beeindruckte der frühere Junioren-Europameister mit 14,60 Punkten sowohl an den Ringen wie auch beim Sprung.

Vor den Augen seiner Freundin, der Weltmeisterin Pauline Schäfer, hatte Andreas Bretschneider ein wenig Pech. Er überzeugte zwar am Spezialgerät Reck (14,45), patzte aber an Boden und Pauschenpferd. Nicht zufrieden war auch Marcel Nguyen, der sich einige Fehler leistete und am Barren auf seinen Tsukahara-Abgang verzichtete.


(dpa)

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