Saint-Étienne – Rechtzeitig zum bevorstehenden Nationalfeiertag hat Frankreichs Liebling Julian Alaphilippe das Gelbe Trikot zurückerobert, für Titelverteidiger Geraint Thomas gab es dagegen eine Schrecksekunde.
Bei der Berg- und Talfahrt Richtung Saint-Étienne brachte ein heftiger Sturz den Waliser auf der achten Etappe kurzzeitig in die Bredouille, der Ineos-Kapitän erreichte nach 200 Kilometern das Ziel aber im Kreis der Favoriten. Einzig Thibaut Pinot holte wertvolle Sekunden auf Thomas heraus, als er die Attacke von Landsmann Alaphilippe mitging. Das Franzosen-Duo erreichte direkt hinter dem belgischen Tagessieger Thomas De Gendt mit sechs Sekunden Rückstand das Ziel.
Keine Probleme hatte Deutschlands Hoffnungsträger Emanuel Buchmann beim Ritt über sieben kleinere Bergwertungen. Mit einem Rückstand von 26 Sekunden überquerten Buchmann, Thomas und Co. den Zielstrich. «Die Etappe war richtig schwer, es waren fast 4000 Höhenmeter. Am Ende mussten wir schon einiges investieren, um vorne dabei zu sein. Peter hat sich am Ende wieder gefangen und war doch vorne dabei. Als Team haben wir es wieder sehr gut gemacht, das ganze Team hat gut gearbeitet», sagte Buchmann und bezog sich auch auf Kapitän und Ex-Weltmeister Sagan aus der Slowakei.
Alaphilippe präsentierte sich wieder voller Angriffslust. Seine Attacke saß, wie bei seinem Sieg auf der dritten Etappe. Auch durch die Bonussekunden am letzten Berg und im Ziel zog der Franzose wieder am Italiener Giulio Ciccone vorbei und fährt damit am Nationalfeiertag am Sonntag in Gelb. Das Trikot hatte der Mailand-Sanremo-Sieger am Donnerstag in La Planche des Belles Filles abgegeben. Trotz des Verlustes der Führung hat sich für Ciccone die Tour auf jeden Fall bezahlt gemacht. Das Trek-Team verlängerte seinen Vertrag bis 2021. Alaphilippe liegt nun 23 Sekunden vor Ciccone und 53 Sekunden vor Pinot.
Aus deutscher Sicht konzentrierte sich alles auf Buchmann, der Rest hatte mit dem Ausgang der Etappe nichts zu tun. Damit müssen die deutschen Fahrer weiter auf den ersten Tagessieg bei der Tour 2019 warten. Ein Marcel Kittel, der 14 Etappen gewann, ist diesmal nicht dabei.
Wie es mit Deutschlands Rekord-Etappensieger weitergeht, ist noch völlig unklar. «Ich habe mich noch nicht festgelegt, weil es für mich noch eine Phase ist, in der ich mich besinnen möchte, wo ich hin will», sagte Kittel, der seinen Vertrag beim Team Katusha-Alpecin aus persönlichen Gründen aufgelöst hatte und am Samstag als ARD-Experte im Einsatz war. Sollte es für ihn weitergehen, wäre ein Wechsel zum Tony-Martin-Team Jumbo-Visma «eine tolle Option».
Für den früheren Tour-Fünften Tejay van Garderen ist dagegen die Rundfahrt beendet. Der amerikanische Radprofi hat bei seinem Sturz am Freitag einen Bruch der linken Hand erlitten. Van Garderen war mit großen Ambitionen zur Tour gekommen, nachdem er bei der Dauphiné-Rundfahrt mit Platz zwei überzeugt hatte.
Am Sonntag wird die Tour mit der neunten Etappe über 170,5 Kilometer von Saint-Etienne nach Brioude fortgesetzt. Dabei sind drei Bergwertungen zu meistern. Am schwierigsten wird die durchschnittlich elf Prozent steile Mur d’Aurec-sur-Loire, die allerdings schon nach etwa 40 Kilometern ansteht.
(dpa)