Reggio Emilia (dpa) – Bier, Musik und Party gegen den Final-Kater: Die Fußball-Frauen vom VfL Wolfsburg begannen noch in der Nacht nach ihrer schmerzhaften 3:4-Niederlage im Endspiel der Königsklasse gegen Olympique Lyon mit der Frustbewältigung.
«Wir werden jetzt einfach versuchen, in Stimmung zu kommen, vielleicht ein bisschen zu feiern, weil wir es nach dieser harten Saison verdient haben», kündigte Torhüterin Almuth Schult nach dem bitteren K.o. im Elfmeterschießen an. «Vielleicht sieht die Welt morgen wieder anders aus.»
Auch Alexandra Popp, Torschützin zum 1:1 in der 88. Minute, versprach: «Es wird mit Sicherheit nicht von Anfang an die Party steigen, aber irgendwann werden wir wieder auftauen.» In die Enttäuschung der VfL-Frauen über das verlorene Finale mischte sich schnell auch der Stolz auf das Erreichte. Den zweiten Rang in der Bundesliga, den DFB-Pokalsieg und den Abschluss der Saison wollte das Team nicht nur in der Nacht im italienischen Bologna, sondern auch am Freitag bei einem Empfang in Wolfsburg gemeinsam mit den Fans feiern.
«Lyon ist eine Top-Mannschaft, aber trotzdem waren wir ganz nah dran, den Pokal mit nach Wolfsburg zu nehmen», lobte Trainer Ralf Kellermann. Sein Team lag durch ein Tor von Ada Hegeberg, das Lyons deutsche Nationalspielerin Pauline Bremer stark vorbereitet hatte, lange zurück. Erst spät schaffte der VfL durch Popp den Ausgleich und führte sogar im Elfmeterschießen, bevor dann doch noch der K.o. folgte. «Ich denke, wir haben ein grandioses Finale geliefert», sagte Schult, die den ersten Elfmeter gehalten hatte.
Mittelfeldspielerin Lena Goeßling betonte: «Wir sind stolz, dass wir uns so ins Spiel zurückgekämpft haben.» In der Tat war Wolfsburg über 90 Minuten ohne Schwung und Selbstvertrauen die klar schwächere Mannschaft, konnte sein Offensivspiel kaum aufziehen. Torchancen waren Mangelware, der entscheidende Treffer von Popp fiel fast aus dem Nichts. «Ich denke schon, dass Lyon über weite Strecken das Spiel bestimmt hat, so war es aber auch zu erwarten», gab Kellermann zu.
Bis zum Donnerstag hatten die Wolfsburgerinnen alle ihre fünf Endspiele in der Champions League und im Pokal gewonnen, gegen Lyon reichte es nun am Ende knapp nicht. «Das sind Erfahrungen, die die Mannschaft machen muss», urteilte Kellermann. «Jetzt hat es uns einmal erwischt, aber man muss das aufarbeiten, und jede Spielerin muss ihre eigenen Erfahrungen machen und eigenen Lehren ziehen.»
Ausgerechnet Spielführerin Nilla Fischer und der früheren Lyon-Spielerin Élise Bussaglia versagten vom Punkt die Nerven. «Elfmeterschießen ist einfach nur Glückssache», nahm Kellermann seine Spielerinnen in Schutz. Popp spendete ihren Teamkolleginnen ebenfalls Trost: «Man nimmt sich in die Arme, gerade die Spielerinnen, die verschossen haben, das ist natürlich noch einmal bitterer.»
Mit dem Endspiel-K.o. verpassten die Wolfsburgerinnen nun ihren dritten Triumph im dritten Finale nach 2013 und 2014. «Natürlich, wenn man nachher zur Ruhe kommt, dann wird die Enttäuschung, die jetzt schon da ist, riesengroß werden», sagte Kellermann. Doch als Zweiter der Bundesliga ist der VfL auch in der kommenden Saison für die Königsklasse qualifiziert und will dann wieder angreifen. «Wir werden die positiven Dinge mitnehmen», versprach Kellermann.
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(dpa)