Berlin – Die Sache mit dem Gold-Steak ist für Thomas Müller der beste Beweis. «Mit den sozialen Medien ist es nicht so einfach», sagt der Fußball-Nationalspieler.
Der Umgang mit den Social-Media-Kanälen ist auch für Spitzenkicker mehr denn je eine Gratwanderung, wie auch der jüngste Wirbel um ein Internet-Video von Müllers Bayern-Kollege Franck Ribéry und dessen vergoldetem Stück Fleisch zeigte. Das Dribbeln zwischen authentischer Fan-Nähe, Einblicken ins Privatleben und kritischen Nutzer-Kommentaren führt nicht selten zum Eigentor.
«Die Gesellschaft legt fest, was man darf und was nicht», sagt Bayern-Star Müller, dem viele Millionen bei Twitter, Facebook und Instagram folgen. Es werde dort oft gepöbelt und das zum Teil «unter aller Kanone», berichtet der Münchner Torjäger. Durch die Anonymität sinke die Hemmschwelle. Freiburgs Trainer Christian Streich ist auch deshalb selbst nicht in den sozialen Netzwerken unterwegs. «Mir ist das zu viel Aggression», erzählte er gerade dem ZDF.
Fotos oder Videos können schnell zum Shitstorm führen. Fußballer sind privilegiert, werden im deutschen Profi-Sport im Vergleich am besten bezahlt. Bilder vom neuen Auto, teuren Klamotten oder vergoldeten Steaks gefallen nicht jedem. Mancher Spieler wirkt in dieser Situation überfordert oder auch zu selbstbewusst. «Wenn man drei Millionen Follower hat, entsteht ein Machtgefühl», sagt der Hamburger Digital-Berater Martin Fuchs.
Der ehemalige Handballer Stefan Kretzschmar indes prangerte zuletzt an, für Leistungssportler gebe es keine Meinungsfreiheit mehr. Nichts mehr sagen können? Nichts mehr zeigen dürfen?
Fuchs bezweifelt, dass Fußballclubs keinen Einfluss darauf nehmen, was ihre Spieler in ihren Socia-Media-Kanälen veröffentlichen. «Ich habe eher das Gefühl, dass es seit sehr vielen Jahren klare Leitlinien im Profifußball gibt, was sie dürfen und was nicht und die Vereine sie da an die relativ kurze Leine nehmen.»
Laut Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Fußball-Spielergewerkschaft VDV, gibt es in den Musterarbeitsverträgen der Profis klare Regeln zu öffentlichen Äußerungen der Spieler. Der Umgang mit diesen Regelungen werde in der Praxis aber unterschiedlich gehandhabt. «Aufgrund der Vielfalt an Möglichkeiten, sich über Social Media zu äußern, ist es insbesondere für kleinere Clubs nicht leicht, die Kontrolle darüber zu behalten, was einzelne Spieler dort posten», sagt Baranowsky jedoch auch. Von der Deutschen Fußball Liga gibt es keine Social-Media-Richtlinien, die an die Vereine weitergegeben werden.
Eine Reihe von Fußball-Bundesligisten gibt wie auch der Deutsche Olympische Sportbund offiziell keine klar umrissenen eigenen Richtlinien aus, was im Internet gepostet werden darf und was nicht. Während das IOC seinen Olympioniken vorschreibt, auf politische Propaganda oder Werbung zu verzichten, behilft sich ein Club wie die TSG Hoffenheim mit einer Empfehlungsliste. Fotos von den neuesten Sportklamotten, die nicht vom Ausrüster kommen, sollten demnach besser nicht veröffentlicht werden.
Beim Zweitliga-Spitzenreiter Hamburger SV haben die Profis selbst einen Strafenkatalog erstellt. Falls Spieler wiederholt Bilder aus der Kabine oder dem Mannschaftsbus posten, muss in die Mannschaftskasse eingezahlt werden.
Wer seine Kanäle auf Facebook, Twitter oder Instagram regelmäßig mit neuen Infos, Bildern und Videos bespielen will, hat damit viel Arbeit. Ein Aufwand, den viele Spieler nicht komplett allein übernehmen. «Spitzenspieler werben nicht selten für private Sponsoren und lassen deshalb ihre Social-Media-Kanäle in der Regel von Beratungsunternehmen betreuen. Manche Spieler stellen Inhalte aber auch selbst ein», sagt Baranowsky. «Der Spieler muss den Account nicht selber pflegen mit Inhalt. Er sollte aber wissen, was auf seinem Kanal passiert», meint Fuchs. Sonst droht schnell der nächste Shitstorm.
(dpa)