Frings und Hecking: Frostiger Debütantenball

Darmstadt – Den frostigen und wenig ansehnlichen Debütantenball versahen die beiden neuen Trainer Torsten Frings und Dieter Hecking mit schmückenden Worten.

Das 0:0 zwischen Schlusslicht SV Darmstadt 98 und Borussia Mönchengladbach vom Samstag wäre grußlos in der Bundesliga-Historie verschwunden – wäre da nicht der Einstand des «Sommermärchen»-Fußballers Frings auf der einen und des routinierten Bank-Angestellten Hecking auf der anderen Seite gewesen. «Wir haben super gekämpft. Darum bin ich super zufrieden», sagte Frings nach seinem ersten Spiel als Chefcoach im Oberhaus.

Mit beiden Händen ergriff Hecking nach der Pressekonferenz den Arm seines Kollegen und wünschte ihm «viel Glück». Auch er war nach seiner 333. Partie als Erstliga-Trainer «unterm Strich zufrieden. Ich hätte mir allerdings etwas mehr Konsequenz im Spiel nach vorne gewünscht». Der 52-Jährige soll nach einem verkorksten ersten Halbjahr unter André Schubert die Borussia wieder Richtung internationale Plätze bringen. Ein weiter Weg, wie auch Sportdirektor Max Eberl weiß: «Das ist ein erster Schritt. Dass nicht gleich alles wie geschnitten Brot läuft, ist doch selbstverständlich.»

So verpasste die Borussia vor 17 400 Zuschauern am ausverkauften Böllenfalltor den ersten Auswärtssieg der Saison. Hecking wollte erst gar nicht auf die zahlreichen Ausfälle verweisen und erklärte, warum er Neuzugang Timothee Kolodziejczak vom Europa-League-Sieger FC Sevilla nicht mal im Kader hatte: «Ich wollte heute erstmal auf Altbewährtes setzen.»

So verpasste Raffael nach zehn Minuten aus acht Metern die Führung, als er an Torhüter Michael Esser scheiterte. In der 66. Minute traf Thorgan Hazard nur den Pfosten. Der Borussia fehlte es an Ideen und Schwung, zumal sich Weltmeister Christoph Kramer und Toptalent Mahmoud Dahoud im defensiven Mittelfeld nicht als die großen Antreiber hervortaten. «Ich empfinde, dass der Punkt zu wenig ist. Wir hatten fünf hochkarätige Torchancen», meinte Eberl und sprach von einer «stabilen, sehr ordentlichen Leistung.»

Die Darmstädter packten ihre altbekannten Tugenden aus, die auch der 40 Jahre alte Frings propagiert. Das reichte, um die Serie von zuletzt acht Niederlagen unter seinem Vorgänger Norbert Meier zu stoppen. Für den Klassenverbleib wird das kaum genügen, denn auch in der fünften Partie hintereinander gelang den leidenschaftlich kämpfenden, aber harmlosen «Lilien» kein Tor.

Die Schalker Leihgabe Sidney Sam, den unter der Woche ein Infekt erwischt hatte, musste sich das alles von der Bank ansehen. «Wichtig ist erstmal, dass wir uns Torchancen erarbeiten. Das haben wir heute gemacht», sagte Frings. «Irgendwann wird einer mal reinfallen, das ist dann vielleicht ein Blockadenlöser.»

Der Abstand zum Relegationsplatz beträgt trotz der Niederlagen des FC Ingolstadt und des Hamburger SV immer noch vier Zähler. Für Darmstadt war es, so Routinier Peter Niemeyer, «ein Punkt für die Moral, absolut!»


(dpa)

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