Lausanne – Im Rennen um die Olympischen Spiele 2024 setzt Paris nun auf den charismatischen französischen Präsidenten Emmanuel Macron.
An diesem Montag werden in Lausanne am Sitz des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) die Delegationen aus Paris und des Mitbewerbers Los Angeles erwartet, um vor der endgültigen Vergabe im September noch einmal für ihre Städte zu werben.
Der erst im Mai gewählte Macron begleitet die Pariser Organisatoren und ist am Montagabend mit dem deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach zum Essen verabredet. Am Tag darauf will der Staatschef persönlich vor der Vollversammlung der IOC-Mitglieder (der Session) für Sommerspiele in seiner Hauptstadt werben. Auch die Delegation aus der US-Westküstenmetropole Los Angeles wird am Dienstag noch einmal alles daran setzen, die IOC-Mitglieder für sich zu gewinnen.
Parallel muss die Session über einen Vorschlag der IOC-Spitze (der Exekutive) entscheiden, am 13. September in der peruanischen Hauptstadt Peru auch gleichzeitig die Sommerspiele 2028 zu vergeben.
Für diesen Plan einer Doppelvergabe macht sich IOC-Präsident Bach stark, für den das bisherige Verfahren zu viele Verlierer produziert. Dass die Versammlung aller IOC-Mitglieder dem Plan Bachs folgt, gilt als sicher. Dann wäre es die zweite Doppelvergabe in einem Jahrhundert: Im Juni 1921 waren die Spiele 1924 an Paris und 1928 an Amsterdam vergeben worden.
Spekuliert wird, ob die verbliebenen Bewerber gegebenenfalls die Reihenfolge unter sich aushandeln könnten. Zumindest öffentlich geben sich Paris und Los Angeles jedoch weiter kämpferisch.
Es gibt gute Gründe für Paris. Da ist vor allem die Symbolik: Paris richtete 1924 – wie schon im Jahr 1900 – die Spiele aus, 100 Jahre später wieder Gastgeber zu sein, hätte viel Charme. Die geplante Finanzierung der Spiele in Frankreichs Hauptstadt basiert etwa zur Hälfte auf öffentlichen Mittel, die derzeit vom Staat und der Stadt politisch nur für Spiele 2024 garantiert sind. Ob zudem ein für das Olympische Dorf vorgesehene Gelände bis 2028 reserviert werden kann, ist fraglich. Paris will die Spiele im Herzen der Stadt mit nahe beieinander liegenden Wettkampfstätten organisieren.
Los Angeles hat ein Finanzierungskonzept, dass mehr auf privaten Mitteln gründet und somit nicht so sehr von sich ändernden politischen Verhältnissen abhängig ist. Käme die Stadt erst 2028 zum Zuge, hätten sie mehr Zeit, noch bei der Verkehrsinfrastruktur nachzubessern. Für Los Angeles – Gastgeber 1932 und 1984 – spricht der etwas größere Rückhalt bei den Bürgern, den das IOC in einer Umfrage vom vergangenen Februar ausmachte.
Etwa 5,3 Milliarden Dollar (derzeit etwa 4,64 Milliarden Euro) Kosten werden in Los Angeles veranschlagt, das ist etwa ein Drittel der Ausgaben, von denen Tokio für die Spiele 2020 ausgeht. Paris kalkuliert 6,2 Milliarden Euro ein. Beide Städte wollen zu mehr als 90 Prozent auf schon bestehende Wettkampfstätten zurückgreifen.
Die IOC-Evaluierungskommission, die die Vorbereitungen beider Städte eng begleitet, stellt beiden ein erstklassiges Zeugnis aus. «Die Kandidaten haben die Olympische Bewegung in eine Win-Win-Situation gebracht», stellte Patrick Baumann, Chef der Kommission, im Abschlussbericht fest.
Für 2024 hatten sich ursprünglich Hamburg, Boston, Rom und Budapest beworben. Alle vier zogen zurück. Grund war fast immer das Misstrauen der Bürger in das Versprechen, die Ära des teuren Gigantismus bei Olympia sei vorbei. Für Boston ging Los Angeles ins Rennen.
(dpa)