Formel-1-Chef Carey: «Rennen in New York hat Priorität»

New York – Der neue Formel-1-Chef Chase Carey will mit der Rennserie endlich den amerikanischen Markt erobern. Dafür will der Nachfolger des langjährigen Geschäftsführers Bernie Ecclestone neben Austin mindestens einen zusätzlichen Grand Prix in den USA etablieren.

Die Formel-1-Führung sei sich «darüber einig, dass ein Rennen in New York Priorität hat», sagte Carey im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Frage: Die Zukunft der Formel 1 in Deutschland ist nach 2018 völlig ungewiss. Wie wichtig ist der deutsche Markt für Sie?

Chase Carey: Letztes Jahr gewann ein deutscher Fahrer in einem deutschen Auto, es ist also ein sehr wichtiger Markt. Es ist sicherlich eines unserer Ziele, im deutschen Markt vertreten zu sein. Wir sind gerade dabei zu untersuchen, wie wir das am besten bewerkstelligen können. Unser Ziel ist es, die beste Option in Deutschland zu finden. Dies ist aber ein noch andauernder Prozess. Wir haben noch keine Antworten. Ich habe mich bereits mit einigen deutschen Vertretern getroffen. Wir reden natürlich mit den zwei Rennstrecken, die in der Vergangenheit den Großen Preis von Deutschland ausgetragen haben. Aber wir schauen uns auch nach anderen Optionen um. Letztendlich ist es aber zu früh, um konkrete Angaben zu machen.

Für viele Rennstrecken ist die Formel 1 durch die hohen Antrittsgebühren mehr ein Prestigeobjekt als ein lukratives Geschäft. Sind Sie bereit, Verträge neu zu verhandeln?

Carey: Es ist nicht unser Plan, Verträge neu zu verhandeln. Was wir allerdings tun wollen, ist, mit den Veranstaltern zusammenzuarbeiten, um sicher zu stellen, dass Formel-1-Rennen alles das sind, was sie sein sollen und sein können. Wir wollen, dass diese Veranstaltungen eine breite Masse anlocken und die Fantasien einer Stadt, eines Landes und der ganzen Welt wecken. Wir wollen 20, 21 oder wie viele auch immer dieser breit angelegten Veranstaltungen im Jahr. Das ist unser Fokus und nicht, Verträge neu zu verhandeln.

Die Formel 1 wurde in Europa ins Leben gerufen. Zuletzt schien es aber so, als würde die Rennserie nur noch dem Geld hinterherjagen. Wie sieht die Zukunft der Formel 1 unter Liberty Media aus?

Carey: Wir wollen ein globaler Sport sein, der seine Vergangenheit und Tradition respektiert. Wir werden nächstes Jahr nach Frankreich zurückkehren. Zudem haben wir uns erst kürzlich auf eine Vertragsverlängerung in Italien geeinigt. Wenn man sich den Kalender für die nächste Saison anschaut, dann wir haben wir mit Frankreich und Deutschland zwei europäische Rennen mehr im Kalender als dieses Jahr. Ich glaube, die Bindung zu Europa ist beständig, aber wir sehen echte Wachstumsmöglichkeiten für den Sport in Nord- und Südamerika sowie Asien. Wir haben uns bereits dazu geäußert, dass wir besonders in den USA eine große Chance für den Sport sehen. Wir haben eine tolle Partnerschaft mit der Rennstrecke in Austin, jedoch glauben wir, dass wir ein Rennen in einer – wie ich sie nenne – «Destination City» hinzufügen können. Ich rede dabei von Städten wie New York, Miami, Los Angeles oder Las Vegas. Städte, die sich am besten dazu eignen, eine einwöchige Veranstaltung auf die Beine zu stellen und die Menschen aus allen Ländern der Welt anziehen. Das Rennen soll zwar der Mittelpunkt der Veranstaltung bleiben, doch das Ganze soll mehr als nur ein Formel-1-Rennwochenende sein.

Können Sie etwas Genaueres zu den Verhandlungen in den USA sagen?

Carey: Das sind private Diskussionen und Verhandlungen, über die ich mich öffentlich nicht äußern werde. Wir sind uns aber darüber einig, dass ein Rennen in New York Priorität hat. Wir sind aktiv dabei, Gespräche zu führen und haben einige Optionen in den Vereinigten Staaten. Die USA haben höchste Priorität, aber auch hier haben wir noch viel Arbeit vor uns.

Wie wichtig ist es für die Formel 1, neue Hersteller zu gewinnen?

Carey: Es ist wichtig für uns, einen Wettbewerb auf die Beine zu stellen, der attraktiv für die Teambesitzer ist. Wir wollen, dass der Besitz eines Formel-1-Teams ein gutes wirtschaftliches Geschäft darstellt. Daher arbeiten wir daran, einige Unzulänglichkeiten in der Struktur des Sports zu beseitigen. Wir wollen die Kosten für Teams senken und die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb des Sports verbessern. Eine Idee, die wir mit den Teambesitzern bereits besprochen haben, ist es, den Sport mehr in Kooperation mit den Teams und den Rennveranstaltern zu führen. Wir denken, dass davon am Ende alle profitieren. Wir wollen mehr Teambesitzer in der Formel 1 sehen.

ZUR PERSON: Der Amerikaner Chase Carey hat nach der Ablösung von Bernie Ecclestone durch den neuen Formel-1-Besitzer Liberty Media Anfang des Jahres die Geschäftsführung der Rennserie übernommen. Der Harvard-Absolvent ist Experte für das TV-Geschäft und gilt als Vertrauter des Medienmoguls Rupert Murdoch.


(dpa)

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