Football-Coach Belichick greift nach dem nächsten Ring

Minneapolis – Obwohl der undurchschaubare Bill Belichick schon für jeden Finger einen Ring hat, hat er von dem Triumph-Schmuck noch nicht genug.

Mit seinem Team, den New England Patriots, kann der 65 Jahre alte Football-Coach in der Nacht zum Montag (0.30 Uhr) in Minneapolis den Super-Bowl-Sieg von 2017 verteidigen und sich somit einen weiteren Sieger-Ring sichern. «Wir spielen immer, um zu gewinnen», sagt er. «Jeder Super Bowl ist einzigartig.»

Mit einem Sieg gegen die Philadelphia Eagles, dem Außenseiter im diesjährigen Finale der US-Profiliga NFL, würde Belichick seine unvergleichliche Erfolgsgeschichte um ein Kapitel erweitern. Aufhören will er ohnehin noch nicht.

Aber woher hat er bereits zehn Ringe? Selbst Belichick hat noch nicht so oft den Super Bowl gewonnen. Dennoch kursieren Bilder, die den Trainer dabei zeigen, wie er seine Finger mit zehn fetten und glitzernden Ringen ausstreckt. Normalerweise erhalten Spieler und Trainer des Super-Bowl-Siegers diese Andenken. Und Belichick ist nicht der Typ, der sich mit fremden Federn schmücken würde.

Fünf Super-Bowl-Erfolge hat er mit den Patriots geschafft, zwei weitere als Abwehr-Coach der New York Giants, mit denen er 1987 und 1991 triumphierte. Die restlichen Ringe, die Belichick präsentierte, bekam er ebenfalls für Verdienste um die Patriots. Jeweils für den Final-Einzug, als Trost-Ringe sozusagen. In diesem Jahr soll deshalb der achte richtige Ring für Belichick her. So viele hat sich noch niemand verdient.

Wer genau der Mann ist, der diese Sammlung besitzt, darüber wird viel spekuliert und diskutiert. Meist tritt er streng, wortkarg und unnahbar auf. Belichick wirkt so kühl, dass sich Journalisten bei Pressekonferenzen einen Spaß daraus machen, zu zählen, wie oft er lächelt. Manchmal gar nicht.

Der Chef des Trainers, Patriots-Besitzer Robert Kraft, sagt: «Jeder in unserer Organisation ist hungrig.» Er versuche nur, den Laden beisammen zu halten, berichtet Kraft. Ansonsten lasse er Belichick machen.

Sicher ist, dass der Coach viel Wert auf Details legt. «Bill sagt immer: „Du kannst nicht gewinnen, wenn du schlecht spielst.“» Damit meint er, dass die meisten Spiele dadurch entschieden werden, dass eines der Teams mehr Fehler macht», sagt der ehemalige Patriots-Profi Sebastian Vollmer. Der Deutsche spielte bis zum Vorjahr für das Team aus Massachusetts. Grundlegend für den Erfolg der «Pats» sei auch die Fähigkeit des Trainer-Teams, einen Spielplan zu entwerfen und notfalls während der Partie schnell umzubauen.

Demut, Disziplin und Raffinesse sind Fundamente der Ära Belichick bei den Patriots, die schon seit 2000 andauert. Seitdem war kein NFL-Team auch nur annähernd so erfolgreich. Auch Star-Spielmacher Tom Brady steht seit fast 18 Jahren bei New England unter Vertrag.

Der wohl grenzenlose Ehrgeiz des Coaches der Patriots führte aber auch zu mindestens grenzwertigen Machenschaften. «Deflategate» und «Spygate» bezeichnen Fälle, bei denen es New England mit den Regeln nicht genau nahm und von der NFL bestraft wurde. Auch diese Affären stehen für die ringreiche Belichick-Zeit.

Am Super-Bowl-Sonntag steht das aber nicht im Mittelpunkt. Schon eher wird beobachtet, ob tatsächliche tiefe Risse im Verhältnis von Brady, Kraft und Belichick existieren, wie Medien zuletzt kolportierten. Die Patriots wiesen das zurück. In der Arena in Minnesota will der Coach auf jeden Fall den nächsten Triumph. Er sagt: «Wir verdienen es, hier zu sein. Alle Teile des Teams haben dazu beigetragen.»


(dpa)

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