München – Hansi Flick verkündete die Belohnung für eine ideale Neun-Punkte-Woche direkt nach dem nächsten Torfestival des FC Bayern im Kreise seiner Spieler auf dem Rasen der leeren Münchner Arena.
Der «stolze» Trainer bedankte sich für das meisterliche 5:0 gegen völlig überforderte Düsseldorfer Abstiegskandidaten bei seinen Stars um Topscorer Robert Lewandowski und spendierte ihnen zwei freie Tage: «Es ist immer schwierig, nach einem Highlight wie in Dortmund wieder hundert Prozent auf den Platz zu bringen. Ich bin sehr zufrieden.»
Der designierte Meistercoach wollte die kurze Pfingst-Auszeit womöglich zu einer privaten Fahrradtour nutzen, aber auch auf dem Vereinsgelände verbringen. Flick lässt nach der Corona-Zwangspause kein bisschen locker. Aber auch bei seinen Profis fürchtet er nach der nächsten tollen Fußball-Geisterstunde im ohne Fans so stillen und tristen Stadion keinen Schlendrian im Saisonendspurt.
«Man sieht einfach, wie ehrgeizig und wie hungrig wir sind, dass wir am Ende ganz oben stehen», sagte der als Abwehrchef glänzende David Alaba. Juniorchef Joshua Kimmich will den 30. Titelgewinn nicht erst am 34. Spieltag, sondern möglichst früh im Juni eintüten. «Wir wollen die Meisterschaft so früh wie möglich entscheiden. Wir wollen es einfach nicht spannend machen», verkündete der Nationalspieler.
Gegen die Fortuna wurde es zu keinem Zeitpunkt spannend. Das Schützenfest beim 22. Sieg im 25. Pflichtspiel unter Flick eröffnete Düsseldorfs Mathias «Zanka» Jörgensen nach 15 Minuten mit einem Eigentor. Nach vier weiterer Treffern von Benjamin Pavard, dem zweimal erfolgreichen Lewandowski und Alphonso Davies stand das Endergebnis schon nach 52 Minuten fest. Fortuna-Coach Uwe Rösler sprach von einem «Klassenunterschied, der zu sehen war».
Diese Bayern scheinen spätestens nach dem 1:0 im Titelduell gegen Borussia Dortmund durch nichts und niemanden mehr aufzuhalten. Vier Siege mit 13:2 Toren verbuchten sie nach der Corona-Pause. Und die pure Lust am Fußball auch ohne Fans entlud sich am Samstagabend beim Tor zum 3:0 nach einem traumhaften Spielzug über fünf Stationen und mit zwei Hackenpässen, die Lewandowski vollendete.
29 Saisontore hat der Pole erzielt, auf fantastische 301 Scorerpunkte in der Bundesliga kommt er (231 Tore, 70 Vorlagen). 86 Bayern-Tore nach 29 Spieltagen sind Liga-Rekord. Nur die Gerd-Müller-Bayern übertrafen in der Saison 1971/72 mit 101 Treffern die magische Hunderter-Marke. «Klar, wenn’s geht», sagte Flick, wolle man die 100 übertreffen: «Aber es gibt andere Ziele, die mir wichtiger sind.»
Der 55-Jährige will neben Toren, Toren, Toren auch Titel, Titel, Titel bejubeln: «Aktuell liegt der Fokus auf der Bundesliga, um diese auf der Position, auf der wir stehen, abzuschließen.» Am Samstagabend war der Vorsprung auf Verfolger Dortmund auf zehn Punkte gewachsen.
Trotz der Ungewissheiten in der Corona-Krise erstrahlt die Bayern-Welt rosarot. «Ich glaube, wir sind an der Schwelle zu einer tollen Generation», schwärmte Uli Hoeneß im Radiosender Bayern 1. Der langjährige Bayern-Macher setzt auf die Mittzwanziger um Kimmich, Süle, Gnabry und Coman. Und Hoeneß hofft, dass sich dazu auch noch Nationalspieler Leroy Sané von Manchester City gesellen wird.
Kai Havertz würde Hoeneß ebenfalls «gerne haben». An eine zeitnahe Verpflichtung des Leverkusener Ausnahmetalents glaubt er aber wegen der finanziellen Corona-Auswirkungen – «Stand heute» – eher nicht. Aber selbst ohne Havertz prophezeit Hoeneß: «Wir haben eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft. Ich könnte mir gut vorstellen, wenn alles optimal läuft, beginnt gerade eine neue Ära Bayern München.»
(dpa)