München – Um seinen Jahrestag als Sportdirektor des FC Bayern wollte Hasan Salihamidzic partout kein Aufheben machen.
«Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht», sagte er während der USA-Reise des deutschen Fußball-Rekordmeisters, die seine ersten zwölf Monate als Sportchef in München abschlossen. Damit war das Thema durch. Es passt zu dem 41 Jahre alten Bosnier, der seine Rolle am liebsten außerhalb des Rampenlichtes ausübt: «Ich arbeite im Hintergrund.»
Am 31. Juli 2017 präsentierten die Münchner Bosse den ehemaligen Bayern-Profi überraschend als Nachfolger von Matthias Sammer. Als Vertrauensbeweis gaben sie Salihamidzic einen Dreijahresvertrag bis 2020. Ein Jahr des Vakuums auf der wichtigen Position des Sportchefs nahe an Trainer und Mannschaft konnte damals beendet werden, woran auch Karl-Heinz Rummenigge zum Jahrestag noch einmal erinnerte.
«Erstmal ist es wichtig, dass wir wieder einen Sportdirektor haben. Wir hatten über ein Jahr lang keinen gehabt», schickte der Vorstandschef voraus. Dann stellte er ein erster Zeugnis aus: «Hasan macht das mit großem Fleiß, mit großem Engagement. Ich glaube, er hat das eine Jahr genutzt, sich gut beim FC Bayern einzuarbeiten. Wir sind alle zufrieden, wie er den Job interpretiert und auch macht.»
Das erste Jahr war kein einfaches für den Mann, der fünf Sprachen spricht, aber öffentlich nicht ständig reden will. In die ersten 100 Tage fiel gleich die Trennung von Trainer Carlo Ancelotti. Mit der Rückkehr von Triple-Legende Jupp Heynckes kehrte anschließend Ruhe ein, wovon auch Salihamidzic sehr profitierte.
Jetzt ist Niko Kovac da, bereits Coach Nummer drei in der kurzen Amtszeit von «Brazzo», dem Bürschchen. «Ich bin sicher, dass wir eine sehr erfolgreiche Zeit zusammen haben», sagte der Sportdirektor. Kovac konnten die Bayern dank einer Ausstiegsklausel bei Eintracht Frankfurt aus dem Vertrag kaufen. Salihamidzic und Kovac kennen sich gut. Von 2001 bis 2003 spielten sie gemeinsam für den FC Bayern.
«Damals waren wir Kumpels», erinnerte Salihamidzic. Die Verbindung riss nie ab. Und 15 Jahre später sind sie in München als sportlich verantwortliches Duo wieder vereint. Als Spieler holten sie gemeinsam Titel; den Weltpokal 2001 sowie Meisterschaft und Pokalsieg 2003.
Die Münchner Spieler-Vergangenheit verhalf auch Salihamidzic zur zweiten Bayern-Karriere. Als Markenbotschafter begleitete er den Rekordmeister vor einem Jahr nach Asien. Dort kamen Rummenigge und Hoeneß auf die Idee, ihn zum Sportdirektor zu küren. Prominentere Lösungen mit dem langjährigen Kapitän Philipp Lahm oder Max Eberl, der als Manager bei Borussia Mönchengladbach blieb, hatten sich zerschlagen. Salihamidzic sagte spontan zu. Aber als «Notlösung» fühle er sich nicht, sagte er damals. Und er gab ein Versprechen: «Ich werde 24 Stunden sieben Tage die Woche für die Spieler sein.»
Er kümmert sich aber nicht nur um die Profis. Die Aufgabengebiete reichen vom Betreuerstab über das Scouting bis hin zum Nachwuchs. Gerade da will der FC Bayern wieder erfolgreicher sein. Es sollen nicht nur teure Stars geholt werden, sondern auch wieder Spieler aus dem eigenen Nachwuchs den Sprung in die erste Mannschaft schaffen.
Auf der USA-Reise fehlte Salihamidzic darum auch anfangs, weil er nach Kanada geflogen war, um den 17 Jahre alten Alphonso Davies zu verpflichten. «Wir sind stolz darauf, dass wir zum Zuge gekommen sind», sagte Salihamidzic, als er mit Davies nach Philadelphia kam und dort Vollzug melden konnte. Über zehn Millionen Euro kostet der junge Offensivspieler. Es ist sein Transfer, auch wenn Salihamidzic die Verpflichtung des von etlichen Topclubs gejagten Kanadiers als «richtig gutes Teamwork unserer Abteilungen» beschrieb.
Als Ein-Mann-Show versteht er seinen Job nicht. Er versucht, sein Profil zu schärfen. Er grenzt sich inzwischen sogar mal ab von den Bossen, die ihn berufen haben. Als Rummenigge während der USA-Reise über mögliche Transfers sprach, etwa den von Jérôme Boateng zu Paris Saint-Germain, mochte Salihamidzic am Tag danach partout nichts zu dem Thema sagen. «Das ist mir egal», sagte er angesprochen auf die Rummenigge-Aussagen zu Boateng. «Ich rede darüber nicht. Ich arbeite im Hintergrund. Wenn etwas passiert, werde ich es bekanntgeben.»
(dpa)