München – Der neue Eishockey-Bundestrainer heißt Toni Söderholm. Die Verpflichtung des 40 Jahre alten Finnen ist nach dpa-Informationen perfekt. Söderholm wird am Donnerstag in München als neuer Coach des Olympia-Zweiten von Pyeongchang vorgestellt.
Bis dahin will sich der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) offiziell nicht äußern. Vorgänger Marco Sturm hatte den DEB im November verlassen, um in der nordamerikanischen Profiliga Co-Trainer der Los Angeles Kings zu werden.
Söderholm kommt zwar als Trainer des SC Riessersee aus der drittklassigen Oberliga, ist aber alles andere als ein Nobody. Anders als Sturm, der 2015 überraschend Bundestrainer und in seiner Amtszeit zum erfolgreichsten Nationalcoach der DEB-Geschichte wurde, hat Söderholm bereits einige Erfahrung als Coach. Der gut deutsch sprechende Finne beendete 2016 seine Karriere als Meisterspieler des EHC Red Bull München und machte sich in der Organisation des Serienmeisters schnell einen Namen. Von den Münchnern war er zum Kooperationspartner Riessersee als Coach abgestellt.
«Ich glaube, wenn man so einen unter Vertrag kriegt, ist das ein Vorteil für den DEB», sagte Olympia-Kapitän Marcel Goc der Deutschen Presse-Agentur. «Ich denke, er ist keiner, der groß Tamtam um sich macht, aber alle, die man fragt, sind sehr begeistert.»
Bereits in der Vorwoche war bekannt geworden, dass Söderholm Wunschkandidat des DEB ist, der zuvor auch bei Ex-Nationalmannschaftskapitän Harold Kreis angefragt hatte. Der 59-Jährige bekam aber keine Freigabe von seinem Club Düsseldorfer EG. Mit dem Red Bull München, wo Söderholm noch unter Vertrag stand und eigentlich zum Nachfolger von Erfolgscoach Don Jackson (62) aufgebaut werden sollte, gab es weniger Probleme. Inzwischen ist der Vertrag mit Söderholm beim DEB unterschrieben.
Den SC Riessersee führte Söderholm in der Vorsaison zur Hauptrunden-Meisterschaft in der zweiten Liga und gegen Bietigheim ins Playoff-Finale. Der Ex-Verteidiger wurde auch «Trainer des Jahres» in der DEL2. Obwohl sich der Traditionsclub aus finanziellen Gründen in die Oberliga zurückzog, blieb Söderholm – vor allem wegen seines Vertrages mit dem EHC. Auch einige Erstligisten sollen am früheren finnischen Nationalspieler interessiert gewesen sein.
Da Söderholm in der deutschen Öffentlichkeit noch relativ unbekannt ist, gilt die Einbindung von Christian Ehrhoff als wahrscheinlich. Der 36 Jahre alte Silbermedaillengewinner von Pyeongchang hatte seine Karriere nach Olympia beendet und könnte fortan als Gesicht des deutschen Eishockeys vor allem repräsentativ eine wichtige Rolle spielen. Ob als Generalmanager oder in anderer Funktion, ist noch unklar. «Es gibt noch keinen Zeitplan. Ich bin da auch ganz entspannt. Ich lasse es alles auf mich zukommen», sagte Ehrhoff.
Auf Söderholm kommt nun die schwierige Aufgabe eines Umbruchs der Nationalmannschaft zu. Neben Ehrhoff beendeten in Patrick Reimer (36) und Goc (35) weitere langjährige wichtige Spieler ihre Karrieren im Nationalteam. Dennoch soll bei der WM im Mai 2019 in der Slowakei mit einem verjüngten Team die direkte Olympia-Qualifikation für Peking 2022 gelingen. Dafür müsste der derzeitige Weltranglisten-Achte diesen Platz im Klassement bei der WM verteidigen.
Söderholm wird von ehemaligen Spielern und in der Red-Bull-Organisation als hervorragender Spieler-Entwickler mit reichlich Fachwissen beschrieben. Als Bundestrainer hat er fortan allerdings keine Möglichkeit, eine Mannschaft permanent zu entwickeln, sondern kann die Auswahl nur tageweise betreuen.
(dpa)