Frankfurt/Main – So spielt eigentlich kein Champions-League-Kandidat. Beim 1:0 (1:0)-Sieg gegen Hannover 96 benötigte Eintracht Frankfurt am Samstag schon die Hilfe des Schiedsrichters, um das entscheidende Tor zu erzielen.
In der 39. Minute hätte es eigentlich Abstoß für Hannover geben müssen und nicht Eckball für Frankfurt. Doch Marco Fritz entschied anders, Jonathan de Guzman trat die Ecke und Danny da Costa köpfte ins Tor. Ein äußerst fragwürdiger Treffer entschied ein äußerst schwaches Spiel.
Und trotzdem zeigt der Blick auf die Tabelle: Eintracht Frankfurt ist ein Champions-League-Kandidat – und das bereits seit Wochen. Die Mannschaft von Niko Kovac ist zur Stelle, wenn es darauf ankommt. Sie verliert keine zwei Spiele nacheinander in dieser Saison. Und sie hat als Überraschungsteam, das vor der Saison fast jeder im Abstiegskampf statt unter den besten Vier der Fußball-Bundesliga verortet hatte, mit keinerlei Erwartungsdruck zu kämpfen.
«Das war heute kein ansehnliches Spiel, aber das ist mir letztlich egal», sagte Trainer Kovac. «Nach der Niederlage in Stuttgart war ich richtig sauer. Deshalb zählt für mich heute nur der Erfolg.» Auch Sportvorstand Fredi Bobic meinte: «Es gibt so Spiele, da ist viel Krampf dabei. Aber wir sind happy, dass wir das gewonnen haben. Der Sieg tut uns gut, wenn wir auf die Tabelle schauen.»
Auch die Gäste aus Hannover zeigten sich als faire Verlierer. Sie hätten sich lauthals beschweren können über die Fehlentscheidung vor dem 0:1. Sie schnupperten auch einmal kurz am Ausgleich, als Schiedsrichter Fritz in der 61. Minute zunächst auf Elfmeter entschied, bei der Nutzung des Videobeweises aber feststellte, dass sich 96-Verteidiger Miiko Albornoz im Strafraum hatte fallenlassen. In diesem Fall korrigierte der Referee seinen Fehler noch einmal.
Hannovers Trainer André Breitenreiter sagte dazu aber nur: «Das ist Fußball. So etwas passiert. Das sind alles Menschen.» Und: «Für eine Schwalbe will ich auch keinen Elfmeter haben.»
Für einen oder gar drei Punkte in diesem Spiel tat seine Mannschaft auch zu wenig. Mit Abstand bester Hannoveraner war Torwart Philipp Tschauner, der gleich sechs klare Frankfurter Chancen durch Ante Rebic (6./16.), Jonathan de Guzman (53.), Sebastien Haller (81.), Marius Wolf (86.) und Kevin-Prince Boateng (90.+1) parierte.
Auch die schier unendliche Geschichte «96-Fans kontra Martin Kind» setzte sich an diesem Spieltag fort. Eine Woche nachdem die Ultras des Vereins im heimischen Stadion lautstark gegen den eigenen Clubboss demonstriert hatten, entschieden sie sich diesmal zu einem stummen Protest. Hinter einem Plakat mit der Aufschrift «Kind muss weg» blieb es im Gästeblock 90 Minuten lang still.
Dafür beleidigten zu Beginn der zweiten Halbzeit einige Frankfurter Fans den 96-Boss, was wiederum den früheren Hannover-Stürmer Fredi Bobic auf den Plan rief. «Das geht nicht», sagte der Sportchef der Eintracht. «Ich werde mich dafür bei Martin Kind entschuldigen.»
(dpa)