Federers Weg nach Wimbledon beginnt in Stuttgart

Stuttgart – Tennis-Star Roger Federer lächelte vor dem Comeback nach seiner freiwilligen Turnier-Abstinenz entspannt. Noch immer treibt den Rekord-Grand-Slam-Sieger die Freude am Spiel an. Die Gier, zu gewinnen, neue Bestmarken aufzustellen.

Und er fühlt sich bereit dafür. Drei Tage nach dem elften French-Open-Triumph seines Dauerrivalen Rafael Nadal tritt der 36-Jährige am Mittwoch in Stuttgart erstmals seit dem 24. März wieder in einem offiziellen Match an. Jetzt beginnt auf dem grünen Belag die Saisonphase, die Federer normalerweise dominiert, und die er Mitte Juli mit seinem neunten Wimbledon-Triumph krönen will.

Schon sein Auftritt in Stuttgart hält eine «Extramotivation» bereit. «Hier die Nummer eins zu werden, wäre natürlich schön, den Rekord noch mal nach oben zu drehen», sagte Federer am Montag. «Es ist sicherlich eine spezielle Situation.» Mitte Februar war Federer erstmals seit mehr als fünf Jahren wieder ganz nach oben geklettert und zur ältesten Nummer eins der Profigeschichte geworden.

Zieht der Baseler in Stuttgart ins Finale ein, löst er den Spanier Nadal wieder an der Spitze der Weltrangliste ab. Drei Spiele muss er dafür nach seinem Freilos zum Auftakt gewinnen. Los geht es am Mittwoch gegen den Hamburger Mischa Zverev, gegen den er in fünf Duellen noch keinen Satz abgegeben hat. «Er spielt gerne auf Rasen und ist immer gefährlich. Ich war mehrere Monate weg, deswegen muss ich kleinere Brötchen backen. Ich komme aus einem Kaltstart. Das ist nicht einfach», bremste sich Federer zwar in seiner eigenen Euphorie, betonte aber auch: «Ich fühle mich gut.»

Als Federer am Montag um 13.06 Uhr mit einem freundlichen «Hallo» in grauer Jogginghose die für die Pressearbeit umgebaute Tennishalle betrat, zeigte sich der 20-malige Grand-Slam-Sieger konzentriert und gut gelaunt zugleich. In seinem 21. Profijahr, nach 97 ATP-Titeln mit deutlich mehr als 100 Millionen Dollar Preisgeld ruht der vierfache Familienvater in sich wie kaum ein anderer Profi.

Inzwischen kann sich Federer auch ein Leben nach seiner Karriere bestens vorstellen. «Das Ende ist sicher näher als jemals zuvor. Ich weiß immer noch nicht, wann es vorbei ist», sagte er. «Aber wenn es vorbei ist, habe ich das Gefühl, dass das Leben auch lustig und interessant sein kann, vor allem mit den Kindern. Ich bin überzeugt, dass der Sprung ok sein wird.»

In den vergangenen elf Wochen hatte der zweifache Zwillingsvater mehr Zeit für seine Familie. Sein letztes Match bestritt er in Miami, als er zum Auftakt überraschend am australischen Qualifikanten Thanasi Kokkinakis scheiterte. Anschließend hatte er angekündigt, wie im Vorjahr auf die Sandplatz-Saison komplett zu verzichten. Er trainierte in der Schweiz und in Dubai, reiste für seine Stiftung nach Afrika. «Es hat mir gut getan, die Ferien waren wunderbar.»

Federer teilt sich seine Kräfte ein. Bei den French Open in Paris hatte er gar nicht erst den Versuch unternommen, dem Asche-Dominator Nadal den Titel streitig zu machen. Es sei für ihn nicht die größere Herausforderung, Nadal in Paris zu schlagen als Wimbledon zu gewinnen. «Für mich bleibt der Wimbledonsieg das Nonplusultra auf der Tour. Wenn ich die Wahl hätte, nehme ich immer Wimbledon», sagte Federer.


(dpa)

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