Augsburg – Als Martin Schmidt im Mai mit dem FC Augsburg nach Wolfsburg reiste, freute sich der Trainer auf die Rückkehr zu seinem Ex-Club. Beschwingt vom vorzeitigen Klassenverbleib wollte er mit einer Überraschung den Saisonabschluss versüßen.
Es folgten aber ein katastrophales 1:8 und die höchste Niederlage der Schwaben in der Fußball-Bundesliga. Die gute Laune für die Sommerpause war dahin. Gut fünf Monate später kreuzt Schmidt wieder mit dem FCA in Niedersachsen auf.
Und der Schweizer weiß, dass dieses 1:8 im fußballfreien Sommer nicht vergessen wurde. Für ihn spiele die historische Abreibung zwar «gar keine» Rolle mehr, beteuerte Schmidt vor dem Spiel am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) in Wolfsburg und erinnerte daran, dass sein Team damals ganz anders ausgesehen habe als das aktuelle Aufgebot der Fuggerstädter.
Die Sorgen aber sind im Herbst ähnlich wie im Frühjahr. Mit 21 Gegentoren ging der FCA in den 9. Spieltag. Mehr hatte in den ersten acht Saisonpartien nur der Tabellenletzte Paderborn (22) kassiert.
Dass just ein Team wie Augsburg, das jahrelang für seine kompromisslose Abwehrarbeit und giftige Gangart bekannt war, so anfällig ist in der Defensive, das stimmt nachdenklich. 1:5 in Dortmund, 0:3 gegen Leverkusen, 1:5 in Mönchengladbach: Gegen die Spitzenteams war für die Schmidt-Truppe nichts zu holen.
Vom 2:2 gegen den FC Bayern will sich niemand täuschen lassen. Der Punktgewinn war weniger der eigenen Leistung als mehr der eklatanten Abschlussschwäche des Rekordmeisters geschuldet. «Es kann auch drei, vier, fünf gegen eins ausgehen», räumte Schmidt ein.
Dem Schweizer blieb die nächste Abreibung erspart. Seine Bilanz in Augsburg bessert das Remis nur unwesentlich auf: Nach einem starken Start im April mit zwei Siegen gegen Frankfurt und Stuttgart kam in den folgenden 13 Pflichtspielen nur noch ein Erfolg hinzu. In der Periode kassierte der FCA 39 Tore – im Schnitt drei pro Partie!
Schmidt will sich nicht verunsichern lassen. «Wichtig ist, dass man als Trainer unabhängig vom Tagesgeschäft die Entspanntheit und Nüchternheit an den Tag bringt», sagte der 52-Jährige am Freitag.
Schmidt gilt anders als der eher technisch und taktisch eingestellte Vorgänger Manuel Baum als Emotionscoach und Motivator. Im Sommer machte er mit seinen Spielern eine dreitägige Teambuilding-Bergtour in den Schweizer Alpen. Er spricht dabei gerne von «Impulstagen».
Konkrete Impulse auf dem Platz benötigt auch seine Mannschaft, um gegen die noch ungeschlagenen Wolfsburger zu überzeugen. Der FCA setzt alles auf Einstellung. «Mentalität, Zweikampfwille und unheimlich unangenehm sein auf dem Platz», forderte Schmidt. «Wichtig ist, die Zweikämpfe anzunehmen und ein Kampfspiel daraus zu machen.» Auch Stürmer Marco Richter will eine «Kampfleistung» sehen und hofft, «dass wir auswärts vielleicht auch mal einen Dreier holen.»
Daneben gilt es für Schmidt, die Stimmung im Team zu wahren. Die drei zuletzt angeschlagenen Kapitäne Daniel Baier, Jeffrey Gouweleeuw und Alfred Finnbogason drängen in die Startelf. Baier könnte Reece Oxford im defensiven Mittelfeld ersetzen, der wegen einer Muskelverhärtung im Oberschenkel fraglich ist. Gouweleeuw will wieder Abwehrchef sein, Finnbogason warb durch sein Joker-Tor zum 2:2 gegen Bayern für sich.
Neben dem Ergebnis dürfte also auch die Aufstellung in Wolfsburg ausschlaggebend dafür sein, ob der FC Augsburg und Martin Schmidt diesmal mit besserer Laune die Rückreise nach Bayern antreten.
(dpa)