Mals – Von den jüngsten Wirren um Teamkollege Caiuby will sich André Hahn nicht ablenken lassen. Der Rückkehrer hängt sich im Trainingslager des FC Augsburg vom ersten Tag an voll rein, auf dem schmucken Platz in Mals in Südtirol ist seine Präsenz spürbar.
«Ich habe sehr viele Höhen und Tiefen durchlaufen, gerade deswegen bin ich gereift und möchte meine Erfahrung hier einbringen», hatte er jüngst gesagt. Nach vier Bundesliga-Jahren in Mönchengladbach und Hamburg will der Offensivfußballer im Trikot des FCA wieder überzeugen. Und die Schwaben setzen voll auf ihren zurückgeholten Leistungsträger.
Der 27-Jährige verkörpert für die Augsburger sowohl die Erinnerung an eine famose Zeit in der Bundesliga als auch die Hoffnung auf ähnliche Erfolge in der Zukunft. Eigentlich war der Niedersachse ja nur eineinhalb Jahre in der Fuggerstadt, führte die Truppe aber 2014 auf den starken achten Platz, der ein Jahr später sogar noch von Rang fünf getoppt wurde. «Er hatte hier eine traumhafte Zeit», erinnerte Geschäftsführer Stefan Reuter und äußerte seine Erwartung an Hahn: «Er passt mit seiner Power und Dynamik ideal zu unserer Spielweise. Ich bin überzeugt, dass er zu alter Stärke zurückfinden wird.»
Mit seinen Antritten auf dem rechten Flügel sowie je zwölf Toren und Vorlagen in 48 Ligaspielen hatte Hahn schon beim ersten Engagement für Furore gesorgt und sich in Mönchengladbach auf die Einkaufsliste gespielt. Fünf Millionen Euro war er der Borussia damals wert. Auch Bundestrainer Joachim Löw kam an Hahn zunächst nicht vorbei, holte ihn in den vorläufigen WM-Kader für 2014. Nach Brasilien schaffte er es dann zwar nicht, mit den Gladbachern aber durfte er Champions League spielen. Erst als er 2017 zum HSV wechselte, ging es sportlich bergab, am Ende stand der erstmalige Abstieg in die 2. Liga fest.
Dass auch mit Augsburg der Kampf um den Klassenverbleib das erste Ziel sein wird, das weiß Hahn, und auch dass er durch den Weggang aus der Hansestadt Hamburg finanzielle Abstriche machen musste. Aber Geld ist nicht alles, das hat er gelernt. Beim FCA setzt er auf den «Wohlfühlfaktor», wie er jüngst sagte. Spieler und Betreuer kennt Hahn noch von früher, beim Trainingslager ist er von Anfang an voll eingegliedert. Auf dem Platz übernimmt er Führungsaufgaben, auch wenn laute Ansprachen nicht sein Ding sind. Mit Marcel Heller vergnügte er sich beim lockeren Zielschießen am Rande einer intensiven Einheit.
Die Augsburger gründen ihren Erfolg auf eine funktionierende Truppe und viel Ruhe im Alltag. Gerade deshalb stört sie die Aufregung um Caiuby, der den Heimaturlaub in Brasilien eigenmächtig verlängerte, so sehr. «Wir sind natürlich sauer und ein Stück weit enttäuscht von ihm», sagte Kapitän Daniel Baier dem TV-Sender a.tv. Mit dem 30-Jährigen soll in den nächsten Tagen ein klärendes Gespräch stattfinden. Dass er noch nach Mals kommt ist unwahrscheinlich.
(dpa)