F1-Fahrermarkt: Ricciardo spannendste Personalie

Montréal – Daniel Ricciardo muss sich gedulden. Der Gute-Laune-Australier mit dem Dauergrinsen steht in der Formel 1 noch ohne Vertrag für 2019 da. Und sein aktueller Arbeitgeber Red Bull lässt sich Zeit.

Das Team will erst über einen neuen Kontrakt mit ihm sprechen, wenn feststeht, welche Motoren in der neuen Saison die Autos mit dem Rote-Bullen-Logo antreiben. «Zuerst müssen wir den Motor auswählen und dann gleich mit dem Fahrer weitermachen», stellte Teamchef Christian Horner die Reihenfolge klar. Bis zum Großen Preis in Österreich in drei Wochen solle entschieden werden, ob Red Bull weiter auf seinen Partner Renault setzt oder sich künftig die Aggregate von Honda liefern lässt, kündigte er am Rande des Grand-Prix-Wochenendes in Montréal an.

Erst die Maschine, dann der Mensch – Horner und Red Bull können es sich leisten, die Prioritäten so zu setzen. Dabei ist der 28-jährige Ricciardo in der bisherigen Saison die positive Überraschung. Spätestens mit seinem Prestige-Sieg in Monaco Ende Mai mit einem defekten Auto hat er seinen Wert gesteigert.

Ricciardo hat seinen als Nummer eins aufgebauten Teamkollegen Max Verstappen im ersten Drittel der Saison in der Gesamtwertung hinter sich gelassen und hat bewiesen, dass er im Titelkampf mit den Vierfach-Weltmeistern Lewis Hamilton im Mercedes und Sebastian Vettel im Ferrari mitmischen kann. «Ich habe bisher einen guten Job gemacht», sagte er selbstbewusst nach dem Monaco-Triumph.

Dennoch sind die Zeiten für Verhandlungen um einen neuen Vertrag für ihn denkbar ungünstig. Ein großartiges Druckmittel hat er nicht. Womit soll er auch drohen? Der Fahrerbasar in der Formel 1 ist derzeit ruhig. Ricciardo selbst ist da noch die aufregendste Personalie. Nur ist die Auswahl an Top-Cockpits gering, auch wenn formal drei Plätze bei Mercedes und Ferrari frei sind.

Titelverteidiger Hamilton hat noch immer keinen neuen Kontrakt bei Mercedes unterschrieben. Bei jedem Grand Prix wird seit Monaten gesagt, es ginge nur noch um Kleinigkeiten. Dass der Vertrag noch scheitert, gilt derzeit als unwahrscheinlich. Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas ist ebenfalls nur bis Ende des Jahres gebunden. Der Finne zeigt sich in diesem Jahr konstant und beinahe ohne Fehler. Auch mit seinem Verbleib wird gerechnet.

Bei Ferrari hat Vettel einen Vertrag bis 2020, der 38-jährige Räikkönen nur noch für dieses Jahr. Doch für ihn gilt dasselbe wie für seinen Landsmann Bottas bei Mercedes. Und sollte Räikkönen selbst nicht mehr weitermachen wollen, könnte Ferrari-Junior Charles LeClerc von Sauber zur Scuderia kommen.

Somit wird Ricciardo kaum etwas anderes übrig bleiben, als da zu bleiben, wo er schon ist. Er muss hoffen, dass die Red-Bull-Oberen seine Leistungen auch finanziell würdigen. «Der bringt seine Leistung, wenn es wichtig und notwendig ist, und das in einer atemberaubenden Perfektion», lobte ihn Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko unlängst im Interview mit auto-motor-und-sport.de. Und Teamchef Horner hatte dem bisweilen ungestümen Verstappen den Australier als «Lehrer» empfohlen.

Doch dass Ricciardo künftig soviel kassiert wie sein 20 Jahre alter Teamkollege, ist unwahrscheinlich. Im Oktober vergangenen Jahr stockte Red Bull das Salär des Ausnahmetalents auf angeblich 30 Millionen Euro auf. Ricciardo soll aktuell die Hälfte bekommen.


(dpa)

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