Nürnberg – Vor genau elf Monaten lieferten sich die Eisbären Berlin und Nürnberg Ice Tigers noch ein hitziges Duell um den DEL-Finaleinzug – diesmal geht es eher um Schadensbegrenzung.
Nach einer verpatzten Hauptrunde in der Deutschen Eishockey Liga kämpfen die als Titelanwärter in die Saison gestarteten Topteams von Mittwoch (19.30 Uhr/Magenta Sport) an in den Pre-Playoffs um das Viertelfinale. In den Best-of-Three-Serien kommen die Gegner aus der Eishockey-Provinz – und dennoch sind Nürnberg und Berlin Außenseiter.
Mit der ersten Saisonphase zum Vergessen wollen sich die Eisbären aus der Hauptstadt vor der Partie gegen die Straubing Tigers aber nicht mehr beschäftigen. «Es spielt keine Rolle, was in der Vergangenheit war», sagte Berlins Torhüter Kevin Poulin angesprochen auf den jüngsten Vergleich mit den Niederbayern, der 3:7 verloren ging. Diese Pleite war die einzige im starken Berliner Hauptrunden-Schlussspurt, als mit sechs Erfolgen in sieben Spielen Platz neun gerettet wurde.
«Wir sind bereit für eine heiße Serie», sagte Stéphane Richer, der den ehemaligen Serienmeister im Dezember von Clément Jodoin als Interimscoach übernommen hatte. Doch auch Richer brauchte bis zur Schlussphase der Hauptrunde, um Berlin auf Kurs zu bekommen. Die beeindruckenden Auftritte unter Coach Uwe Krupp, mit dem die Eisbären 2018 im DEL-Finale nur einen Sieg vom Titel entfernt waren, schienen Jahre her. Das jüngste Hoch sorgt immerhin für etwas Zuversicht. «Wir haben einen Lauf, und den wollen wir fortsetzen», sagte Richer.
Der von etlichen Verletzungssorgen gebeutelte Vizemeister setzt auf den Schwung und eine neu formierte Erfolgsreihe im Angriff mit Brendan Ranford, Austin Ortega und Louis-Marc Aubry – das Trio traf zuletzt fast nach Belieben. Trotz des jüngsten Hochs jagen die Eisbären den Straubingern um Liga-Topscorer Jeremy Williams aber keine Angst ein. In der Saison gingen drei von vier Partien an die Tigers, «das sollte wieder so sein», meinte Stürmer Sven Ziegler.
Vor Nürnberg musste sich ebenfalls kein Team in der DEL fürchten – auch nicht Pre-Playoff-Gegner Fischtown Pinguins, der sich mit einem 4:1 bei Meister Red Bull München für das K.o.-Duell warm schoss.
Die Franken müssen also nach Bremerhaven, für die stundenlange Busfahrt «sind wir selbst verantwortlich», sagte der Verteidiger und frühere NHL-Profi Tom Gilbert den «Nürnberger Nachrichten». «Wir hätten uns gerne höher platziert, wir hätten gerne auf diese erste Playoff-Runde verzichtet. Aber noch einmal: So ist es nun einmal.»
Immerhin wurde es noch Rang zehn und damit ein Platz in der ersten K.o.-Phase. Nachdem Coach Kevin Gaudet schon nach vier Spielen rausgeworfen wurde und Sportdirektor Martin Jiranek das Training übernahm, rangierten die Ice Tigers zwischendurch noch weiter hinten im Klassement. «Wir haben irgendwie unsere Identität verloren», sagte Gilbert zur erstaunlichen Nürnberger Schwächephase im Februar.
Mit einem mauen 4:3 nach Penaltyschießen gegen Tabellenschlusslicht Schwenningen verabschiedeten sich die Ice Tigers in die Pre-Playoffs, zwei Tage zuvor hatte es just in Bremerhaven ein 2:4 gegeben. Für Nürnberg wird es Zeit, die (Sieg-)Identität schnell wiederzufinden.
(dpa)