Erfolgscoach Jackson will München auf Kurs halten

München/Berlin – Es ist nicht davon auszugehen, dass Coach Don Jackson an alter Wirkungsstätte sentimental wird.

Das Halbfinalspiel seines EHC Red Bull München am Freitag (19.30 Uhr) bei den Eisbären könnte zwar die letzte Berlin-Reise in dieser Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) für den ehemaligen Meistermacher sein. Von Gefühlen übermannt wird der erfahrene Coach aber grundsätzlich nicht. Auch nicht beim Betreten der Halle, in der er Titel wie am Fließband gefeiert und die DEL einst dominiert hatte. Mit München kann Jackson die nächste Ära begründen – ein Auswärtssieg in Spiel vier der «Best-of-seven»-Serie wäre dafür ein großer Schritt.

Titelverteidiger München führt mit 2:1 Erfolgen gegen Berlin. Vor allem das 5:1 im dritten Spiel war eine Machtdemonstration. Dass Trainer generell nach solchen Matches zurückhaltend auftreten und den Fokus schnell auf die nächste Partie richten, ist bekannt. Selten aber wirkt ein Coach dabei derart einsilbig wie Jackson. Der Mann aus Minnesota ist kein Lautsprecher – trotz einer beeindruckenden Vita.

Als Spieler feierte der Amerikaner mit den Edmonton Oilers an der Seite der kanadischen Eishockey-Legende Wayne Gretzky zwei Stanley-Cup-Triumphe in der NHL. Nach seiner aktiven Laufbahn ging er nach Europa und wurde als Trainer in der DEL zum Maß der Dinge. In insgesamt elf Spielzeiten wurde er fünfmal mit den Eisbären und in der Vorsaison mit den Münchnern deutscher Meister. Zudem stand er 2006 nach seiner Premieren-Saison mit Düsseldorf im Finale.

Und jetzt ist er wieder nur zwei Siege vom Endspiel um die DEL-Krone entfernt. «Wir wollen den Schwung mit nach Berlin nehmen», sagte Verteidiger Konrad Abeltshauser nach dem 5:1 vom Dienstag. In Berlin kommt ein völlig neues Spiel auf uns zu», meinte Kollege Matt Smaby.

Diese Einschätzung ist ganz nach dem Geschmack von Jackson. Für den 60-Jährigen zählt immer nur die nächste Partie, darüber hinaus geht seine Planung nicht. Für einen Trainer in seiner Position und mit seiner Vita tritt er ungewöhnlich unprätentiös auf, Starallüren scheinen ihm fremd. Jackson ist kein Visionär auf der Trainerbank, sondern eher ein disziplinierter Arbeiter. Spieler mögen ihn, auch wenn etwa die Nachwuchsförderung keine Jackson-Stärke ist. «Donnie ist ein ruhiger und netter Mensch. Ein sehr, sehr guter Mensch», sagte Stürmer Mads Christensen jüngst der «Süddeutschen Zeitung».

Ganz nah an sich ran lässt der dreifache Vater aber nicht jeden seiner Profis. Von Eisbären-Nationalspieler André Rankel ist der Satz aus Berlin überliefert: «Niemand kann in Donnies Kopf schauen.»

Wenn es um die Frage nach seinem Erfolgsgeheimnis geht, winkt Jackson stets ab. Er will nicht im Fokus stehen, auch nicht jetzt im Duell gegen seinen Ex-Club. Klar ist, dass er in Berlin und München stets üppige Etats und entsprechende Kader zur Verfügung hatte. Trainer wie Pavel Gross, der mit Wolfsburg zweimal im DEL-Finale an Jackson-Teams gescheitert war, muss seine Spieler deutlich mehr ans Limit bringen.

Meisterschaften feiern können Stars dann übrigens ähnlich ausgelassen wie Underdogs. Nur von Trainer Jackson darf man auch im Fall der Titelverteidigung keinen Gefühlsausbruch erwarten. Bis dahin sind aber ohnehin noch einige Partien zu bestreiten, würde Jackson warnen.


(dpa)

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