Hamburg – Mit dem Start der Länderspielsaison beginnt auch für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Endspurt um die Qualifikation für die EM 2020. Insgesamt werden 24 Tickets vergeben. Bis November werden 20 Starter für das Pan-Europa-Turnier ermittelt.
Die letzten vier Teams qualifizieren sich noch in den sogenannten Nations-League-Playoffs im März 2020, keine drei Monate vor dem Turnierbeginn am 12. Juni in Rom.
Wie ist die Ausgangslage für die deutsche Nationalmannschaft?
Der Start in die EM-Qualifikation lief perfekt. Dem 3:2-Auswärtscoup im März in Amsterdam gegen Top-Rivale Niederlande folgten im Juni zwei Pflichtsiege mit dem 2:0 in Weißrussland und dem 8:0 gegen Estland. Mit der Maximalausbeute von neun Punkten kann die DFB-Elf selbstbewusst die weiteren Partien angehen. Bundestrainer Joachim Löw bezeichnete die September-Spiele gegen die Niederlande am Freitag in Hamburg und drei Tage später in Belfast gegen Nordirland als «richtungsweisend».
Wann kann das EM-Ticket frühestens klar gemacht werden?
Theoretisch kann es schon am kommenden Montag gebucht sein. Dafür müssen aber alle vier Spiele in der Gruppe C nach Plan laufen. Deutschland muss gegen Holland und Nordirland gewinnen und zudem darf Außenseiter Estland zuerst am Freitag nicht Weißrussland schlagen, muss dann aber Oranje am Montag besiegen. Dann wäre Deutschland bei 15 Punkten nicht mehr von zwei anderen Teams zu überholen. DFB-Direktor Oliver Bierhoff bezeichnete eine möglichst frühe Quali-Sicherung als «hehres Ziel».
Gewinnt Deutschland beide Partien, reicht in jedem Fall ein weiterer Sieg gegen Estland am 13. Oktober, um das EM-Ticket zu lösen. Ohne die Maximal-Ausbeute von sechs Punkten im September ist die Qualifikation wohl erst am letzten Doppelspieltag im November gegen Weißrussland (16.11.) oder Nordirland (19.11.) fix.
Ist auch ein Scheitern noch denkbar?
Dass der Rekord-Europameister das Turnier 2020 verpasst, erscheint derzeit ausgeschlossen. Holland (3 Punkte/2 Spiele)und Nordirland (12/4) müssten die DFB-Auswahl zunächst in der Qualigruppe hinter sich lassen. Estland oder Weißrussland ist das bei derzeit je null Punkten nicht mehr zuzutrauen. Im Worst Case als Gruppen-Dritter hätte Deutschland immer noch gute Chancen auf die Teilnahme an den Playoffs im März, wenn die letzten vier EM-Plätze in vier Vierer-Turnieren vergeben werden.
Was hat es mit den Playoffs konkret auf sich?
Der Modus ist neu. Die je vier besten Teams aus den vier Ligen der Nations League 2018, die sich noch nicht für die EM qualifiziert haben, spielen im März 2020 in Halbfinals und Endspiel je einen Starter pro Liga aus. Deutschland wurde in der Liga A nur Elfter. Da aber wohl alle davor platzierten Teams das EM-Ticket sofort lösen, wäre der Umweg über die Playoffs frei – ein angesichts der derzeit guten Lage aber ohnehin nur theoretisches Szenario.
Welche Bedeutung hat der Gruppensieg?
Ob erster oder zweiter Platz in der Gruppe ist für das EM-Ticket zunächst egal. Für die Endrunde kann der Gruppensieg aber wichtig sein. Bei der Auslosung am 30. November in Bukarest werden die besten sechs Gruppensieger im ersten Topf sein, die weiteren vier Ersten und besten zwei Zweiten im Lostopf 2, die nächsten sechs Zweiten in Lostopf 3 und die beiden schlechtesten Zweiten in Lostopf 4. In den letzten Topf werden auch die Sieger der Playoffs zunächst virtuell eingruppiert, bevor sie im April den Gruppen zugeordnet werden. Der Gruppensieg beschert einem also eine leichtere Endrunden-Gruppe.
Wie oft würde Deutschland bei der EM in München spielen?
Zwei Heimspiele in der Gruppenphase sind bei einer EM-Teilnahme garantiert. Qualifiziert sich Ungarn, derzeit Tabellenführer der Gruppe E, erst in den Playoffs oder gar nicht für die EM, würde die DFB-Elf auch ihre dritte Gruppenpartie in der Allianz Arena bestreiten. Sind die Deutschen und die Magyaren unter den 20 Fix-Startern nach der normalen Quali-Runde entscheidet das Los, ob die direkte Partie zwischen Deutschland und Ungarn in München oder Budapest stattfindet. Beide Städte wurden von der UEFA als Austragungsorte der Gruppe F festgelegt.
München als Spielort im Viertelfinale ist für die DFB-Elf unwahrscheinlich. Nur als einer von vier besten Gruppendritten bestünde eine 50-Prozent-Chance auf ein K.o.-Heimspiel.
Wie stehen die Chancen der anderen Top-Nationen auf die EM-Teilnahme?
Fast alle sind auf Kurs. England, Spanien, Italien, Belgien und Polen sind wie das DFB-Team noch ohne Punktverlust. Spannend wird es ausgerechnet für Europameister Portugal und Weltmeister Frankreich. Die Portugiesen (2/2) um Cristiano Ronaldo können sich nach zwei Remis keinen weiteren Ausrutscher leisten, um bei teilweise zwei Spielen weniger im Vergleich zur Konkurrenz aus der Ukraine (10/4), Serbien (4/3) und dem Überraschungsteam aus Luxemburg (4/4) nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten. Frankreich (9/4) schleppt die Hypothek der 0:2-Niederlage in der Türkei (9/4) durch die Quali. Island (9/4) lauert punktgleich auf Platz drei.
(dpa)