Frankfurt/Main – Der Österreicher Adi Hütter hat nach einer der erfolgreichsten Spielzeiten der Vereinsgeschichte eine schwere Aufgabe bei Eintracht Frankfurt übernommen.
Nach dem DFB-Pokalsieg und den Einzug in die Europa League liegt nicht nur die sportliche Messlatte hoch. Der 48-jährige Nachfolger des zu Bayern München gewechselten Niko Kovac muss auch einen großen personellen Aderlass verkraften. «Für mich ist das keine neue Situation, mit einem Umbruch muss man immer rechnen», sagte Hütter nach dem ersten öffentlichen Training des Bundesligisten vor rund 1000 Zuschauern.
Neben den Leistungsträgern Lukas Hradecky (zu Bayer Leverkusen), Marius Wolf (Borussia Dortmund) und Omar Mascarell (Schalke 04) wurde bekannt, dass auch Leitwolf Kevin-Prince Boateng (Sassuolo Calcio/Italien) nach einem Jahr die Mainmetropole verlässt. «Ich habe nicht mit ihm gesprochen, bin aber davon ausgegangen, dass er bleibt», bekannte Hütter. «Das ist Vergangenheit. Ich beschäftigte mich mit der Zukunft.» Er habe volles Vertrauen in die sportliche Führung, dass wir eine tolle, schlagkräftige Mannschaft aufstellen.»
Allerdings weiß Hütter, dass auch noch der Frankfurter Pokal-Held Ante Rebic, der mit Kroatien bei der WM in Russland ins Viertelfinale einzog, trotz des bis Juni 2021 datierten Vertrages auf dem Absprung ist. «Mit jedem Spiel, das Kroatien bei der WM gewinnt, wird die Möglichkeit, dass er uns verlässt, größer», meinte der Coach. Man wolle den extrem schnellen Torjäger halten, versicherte Sportdirektor Bruno Hübner. Wenn dies nicht gelingen sollte, würde man versuchen, «das wirtschaftlich beste Ergebnis» zu erzielen.
Das Resultat der bisherigen Einkaufstour von Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic ist noch überschaubar. Die Verpflichtung von Lucas Torro vom spanischen Zweitligisten CA Osasuna ist so gut wie besiegelt. Torro soll die Position von Mascarell im defensiven Mittelfeld einnehmen. Als weitere Zugänge stehen der dänische Nationaltorwart Frederik Rönnow als Hradecky-Nachfolger und sein Ersatzmann Felix Wiedwald sowie Mittelfeldspieler Nikolai Müller (Hamburger SV) fest.
«Ich hatte gute Gespräche mit ihm. Seine Spielphilosophie passt sehr gut zu mir», sagte Müller. Für den Profi ist Frankfurt eine Art Neufang nach einem Kreuzbandriss, den er sich zu Beginn der vergangenen Spielzeit bei einem «Hubschrauber-Jubel» zuzog. «Der Trainer will offensives Spiel, gut für einen Offensivspieler.»
Allerdings will Hütter die Eintracht-Profis nicht losstürmen lassen, wie die Young Boys Bern, die er mit 82 Toren zur Schweizer Meisterschaft geführt hatte. «Ich will nicht nur einen Plan A haben, sondern möchte Variabilität», erklärte er. «Nur bedingungslos stürmen, geht in der Bundesliga nicht.»
Ob er es wie in Bern mit dem 4-4-2-System, mit Dreier- oder Viererkette versucht, wird er gegen den deutschen Meister FC Bayern im Supercupspiel am 12. August zeigen können. Mit dem Vorgänger und Neu-Münchner Niko Kovac hat er sich schon privat in Salzburg getroffen. «Über Details spreche ich nicht», sagte Hütter.
Die am Samstag beginnende Reise ins Trainingslager in die USA mit zwei Testspielen will er auch dazu nutzen, die Spieler und «die Menschen» dahinter besser kennenzulernen. Zu den sportlichen Zielen wollte er sich hingegen noch nicht äußern. Fest steht: Am 18. August beginnt die Titelverteidigung im DFB-Pokal beim SSV Ulm und am 24. August startet die Eintracht beim SC Freiburg in die Bundesliga.
(dpa)