Berlin – Ein kleines Feuerwerk kurz vor Mitternacht. Ein paar Dutzend Fans im Freudentaumel, die an der Stadionausfahrt ihre Helden bejubelten – und eine Bierdusche für den Trainer: Für Union Berlin hat die Partyzeit begonnen, wenn auch mit den stark eingeschränkten Möglichkeiten durch Corona.
«Ich verrate nicht, wie wir feiern», sagte Präsident Dirk Zingler. «Mit Abstand und doch ein paar Bier», meinte aber bereits Abwehrspieler und Kapitän Christopher Trimmel.
Grund genug haben sie. Der Neuling hat es geschafft. Zwei Spieltage vor dem Ende der denkwürdigen Saison haben die Unioner ihren Verbleib in der Fußball-Bundesliga auf jeden Fall um eine Spielzeit verlängert. «Wenn du es geschafft hast, wenn du über die Ziellinie gegangen bist, ist es einfach ein tolles Gefühl», sagte Trainer Urs Fischer. Das 1:0 (1:0) gegen den SC Paderborn brachte die ersehnte und endgültige Gewissheit.
«Vor allem ist es für die, die gerade da hinten ein Feuerwerk zünden, eine Riesensache, dass dieser Verein jetzt ins zweite Jahr in die Bundesliga geht», betonte Geschäftsführer Oliver Ruhnert während Teile der Anhänger es buchstäblich krachen ließen. Mit dem Klassenverbleib wollten die Spieler ihren Fans auch danken, die das Stadion An der Alten Försterei bei den Heimspielen der Eisernen normalerweise zum fußballerischen Erlebnispark machen.
In Corona-Zeiten bleibt auch ihnen nur der heimische Fernseher oder der Wald um die Kultstätte – auch diesmal hatten sich ein paar Anhänger wieder zwischen den Bäumen verteilt und ihre Mannschaft von dort aus unterstützt.
In der zweiten Halbzeit hätten die Profis allerdings alle Fans in einem ausverkauften Stadion gebrauchen können, als die Führung durch das Eigentor des ehemaligen Berliners Ben Zolinski (27. Minute) gehörig wackelte. Als sie den Vorsprung bis zum Abpfiff mit großem Engagement und auch ein bisschen Glück verteidigt hatten, fehlten die Fans zum Feiern. «Natürlich sind wir megaglücklich und freuen uns. Das Gefühl war aber auch ein bisschen komisch», meinte Robert Andrich: «Jeder weiß gar nicht, was so richtig ist, du hast von außen nicht dieses Glücksgefühl.»
Mit 38 Punkten ist Union ein Platz oberhalb von Rang 16 sicher, das dürften sie alle wissen. Und es soll nicht bei dem Punktestand bleiben. «Sie haben sich im Trainingslager in Österreich ein klares Ziel gesetzt, wo ich gesagt hab: sehr ambitioniert, eigentlich. Jetzt fehlen zu dem klaren Ziel nur noch zwei Punkte», erklärte Ruhnert.
Dass sie womöglich in der Endabrechnung vor dem Stadtrivalen Hertha BSC liegen könnten, nachdem dort der erste Schwung durch den neuen Trainer Bruno Labbadia etwas verpufft scheint und die Herthaner nach drei Niederlagen in Serie ebenso 38 Punkte haben wie Union, interessierte Fischer an diesem Abend wenig. «Ich glaube, in zwei, drei Tagen sieht es dann ein bisschen anders aus», ergänzte der 54 Jahre alte Schweizer allerdings.
(dpa)