Wolfsburg – 26 Jahre ist Christian Streich mittlerweile für den SC Freiburg tätig, erst als Spieler, dann als Jugend-, jetzt als Cheftrainer.
In den vergangenen Tagen fühlte er sich noch einmal besonders beschenkt von seinem Verein. Am Donnerstag wurde Streich 55 Jahre alt, am Freitag verlängerte er seinen Vertrag mit dem Sport-Club ein weiteres Mal – und am Samstag holte seine Mannschaft nach einem 0:2-Rückstand beim VfL Wolfsburg noch ein mehr als verdientes 2:2-Unentschieden. «Das ist ein tolles Geschenk», sagte der Trainer nach seinem 250. Bundesliga-Spiel.
Diese Aufholjagd lässt den Freiburgern die Hoffnung, dass sie in zwei Wochen nach dem Ende dieser Saison noch ein weiteres großes Paket aufmachen können: Als Tabellenachter haben sie weiter die Chance, sich für die Europa League zu qualifizieren. Es wäre erst das fünfte Mal in der Geschichte dieses Vereins, aber bereits das dritte Mal in der im Januar 2012 begonnenen Ära Streich.
«Jeder weiß, wenn wir auf die Tabelle schauen, dass nach oben noch etwas möglich ist», sagte der Freiburger Stürmer Lucas Höler nach dem Spiel in Wolfsburg. «Unser Ziel ist jetzt nicht Europa, aber wir wollen auch nicht einfach nur um die Goldenen Ananas spielen. Natürlich wollen wir die Großen ein bisschen ärgern.»
Die nächste Gelegenheit dazu kommt schon am Dienstagabend (20.30 Uhr/Sky): Hertha BSC, der Hauptstadt- und «Big City Club», der allein in der Winterpause dieser Saison mehr Geld für neue Spieler ausgegeben hat als Freiburg in den vergangenen fünf Jahren.
Die Berliner können theoretisch auch noch in dieses Europa-League-Rennen eingreifen, der FC Schalke 04 genauso. Die größte Bedrohung für den VfL Wolfsburg auf Platz sechs und die TSG Hoffenheim auf Rang sieben ist aber der SC Freiburg. Selbst der Wolfsburger Trainer Oliver Glasner sagte am Samstag im Angesicht einer verspielten 2:0-Führung und mit dem denkbar größten Respekt: «Ich bin der Meinung, dass Freiburg ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht hat. Deshalb kann ich mit diesem Punkt sogar ganz gut leben.»
Von Platz sechs und dem damit verbundenen direkten Weg in die Europa League sind die Freiburger immer noch vier Punkte entfernt. Hätten Höler (43. Minute) und Roland Sallai (46.) nicht noch die beiden Treffer von Wolfsburgs Torjäger Wout Weghorst (14. /27./Foulelfmeter) ausgeglichen, wäre der VfL aber bereits uneinholbar davongezogen.
Realistischer ist es für den Sport-Club, noch die Hoffenheimer von Platz sieben zu verdrängen. Das würde zwar bedeuten, dass die Breisgauer sich erst durch die Qualifikationsspiele zur Europa League quälen müssen. Und niemand weiß besser als die Freiburger, dass man da auch an vermeintlich niedrigen Hürden wie dem slowenischen Außenseiter NK Domzale (Saison 2017/18) hängenbleiben kann. Aber Platz sieben ist nur einen Punkt entfernt und wäre für den Verein trotz aller damit verbundenen Belastungen ein großer Erfolg.
«Bisher hat mich die Europa League nicht interessiert», sagte Streich in Wolfsburg. «Darum geht es auch nicht. Freiburg hat viele Fans und Sympathisanten. Und wir wollen den Leuten, die schon seit Monaten nicht ins Stadion können, einen richtig tollen Samstagnachmittag bieten. Und wenn uns das gelingt, dann bin ich glücklich.»
(dpa)