Duisburg vor dem Durchmarsch – Dietz: «Alles mitnehmen»

Duisburg – Nach dem Höhenflug des MSV Duisburg will Vereinsikone Bernard Dietz die unerwartete Gelegenheit beim Schopfe packen. «Wenn die Chance kommt, sollte man alles mitnehmen, was man kriegen kann», sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dietz der Deutschen Presse-Agentur.

Mit dem Ziel Klassenverbleib und als Absteiger-Tipp vieler Experten war der MSV in die Saison der 2. Fußball-Bundesliga gegangen. Nun ist für den Aufsteiger und Tabellenvierten der Durchmarsch möglich. Das Spiel am Sonntag (13.30 Uhr) beim Zweiten 1. FC Nürnberg gilt als Reifeprüfung. «Wir dürfen jetzt nicht größenwahnsinnig werden. Es ist wichtig, nicht abzusteigen», sagt Dietz, Europameister von 1980: «Aber jeder Spieler sollte sich über die sich bietenden Möglichkeiten im Klaren sein. Das hat sich die Mannschaft erarbeitet.»

Vom Mitaufsteiger und Tabellendritten Holstein Kiel (36 Punkte), der am Samstag (13.00 Uhr) Erzgebirge Aue empfängt, trennen den MSV (34) nur zwei Zähler. Bemerkenswert: Auch der dritte Aufsteiger des vergangenen Sommers, Jahn Regensburg (33), rangiert vor dem 23. Spieltag im vorderen Tabellendrittel. «Das zeigt, wie ausgeglichen die 2. Liga in dieser Spielzeit ist», erklärt Dietz.

Seit dem zehnten Spieltag verloren die «Zebras» nur eine Partie (0:4 in Regensburg) und holten bei nur 13 Gegentoren 26 Punkte. «Wir spielen bis jetzt eine sensationelle Saison. Nicht nur die Punktezahl, auch die Art und Weise, wie wir spielen, macht unsere Fans glücklich», sagt Ilja Gruew. Der MSV-Trainer, früherer bulgarischer Nationalspieler und MSV-Profi, gilt gemeinsam mit Sportdirektor Ivica Grlic als Architekt des Aufschwungs. Alle fünf Zugänge des vergangenen Sommers entwickelten sich zu leistungsstarken Stammspielern. «Das ist eine überragende Quote», meint Dietz.

Aufschluss darüber, ob der MSV wirklich um den Aufstieg spielen kann, dürften die nächsten Wochen bringen. Im Anschluss an die Partie in Nürnberg (Hinspiel: 1:6) warten die weiteren Aufstiegskandidaten Ingolstadt, Kiel und Düsseldorf. In der Hinrunde holte der MSV aus diesen vier Spielen nur einen Punkt bei 5:14 Toren. «In unserer jetzigen Situation fallen Spiele gegen Spitzenteams leichter, das Selbstvertrauen ist gewachsen», versichert der 69-jährige Dietz. «Wir können ohne Druck nach Nürnberg fahren», sagt Grlic.

Die Lizenz für die Bundesliga hat der Verein zwar pro forma beantragt, doch Sportdirektor und Trainer hüten sich davor, die im Umfeld aufkeimende Euphorie mit frechen Sprüchen zu befeuern. Offizielles Ziel bleibe vorerst, die 40-Punkte-Marke und den Klassenverbleib zu erreichen.

Die Duisburger wissen um die Tücken des Geschäfts: Die 2013 aus wirtschaftlichen Gründen verweigerte Zweitliga-Lizenz und insgesamt drei Drittliga-Jahre haben Spuren hinterlassen, mit denen der Traditionsclub immer noch zurechtkommen muss. Umso mehr soll jeder Tag des aktuellen Höhenfluges genossen werden. «Ich bin so froh, dass der MSV wieder positive Schlagzeilen schreibt», sagt Dietz.


(dpa)

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