Houston – Die 51. Auflage des Super Bowl ist nicht nur das Aufeinandertreffen von zwei der offensivstärksten Mannschaften im US-amerikanischen Profi-Football.
Das Spektakel an diesem Sonntag ist auch ein Duell zweier grundverschiedener Quarterbacks: Tom Brady bei den Patriots, Matt Ryan bei den Falcons. Nur in der Spielanlage ähnlich, gehen sie mit sehr unterschiedlichen Erwartungen aufs Feld.
Für Brady geht es darum, seinen Namen in den Geschichtsbüchern zu zementieren. Für «Matty Ice» Ryan wäre ein Triumph dagegen zunächst nur krönender Abschluss der besten Saison seiner Karriere. Brady hat den Olymp des American Football bereits viermal mit den Patriots erklommen.
Mit einem Sieg am Sonntag wäre der 39-Jährige der erste Quarterback mit fünf Super-Bowl-Titeln. Eine historische Marke: Brady würde die NFL-Größen Joe Montana und Terry Bradshaw hinter sich lassen, die beide jeweils viermal die Vince-Lombardi-Trophäe hochhielten.
Insgesamt ist es für Brady die siebte Super-Bowl-Teilnahme, schon das ist ein Rekord. Zu seinen vier Super-Bowl-Siegen reihen sich drei Super-Bowl-MVP-Trophäen, die an den besten Spieler des Endspiels vergeben wird, sowie zwei NFL-MVP-Auszeichnungen für den besten Spieler in der Liga.
Brady ist ein Superstar, gilt als einer der besten Quarterbacks überhaupt. Verheiratet mit Ex-Supermodel Gisele Bündchen, ausgestattet mit millionenschweren Werbeverträgen, ist er ein strahlender All-American-Boy. Und ein scharf kritisierter: Seine Unterstützung Donald Trumps stößt vielen sauer auf, der heutige US-Präsident brüstet sich mit der Freundschaft zu dem Athleten.
Ganz anders Matt Ryan, dem dieses Rampenlicht fremd ist. Er wird seinen ersten Super Bowl bestreiten. Der 31-Jährige führte die Falcons mit hochpräzisem Passspiel zu elf Siegen während der regulären Saison. Und auch in den Playoffs konnten weder die Seattle Seahawks, noch die Green Bay Packers ein Mittel gegen den auf Hochtouren laufenden Angriff aus Atlanta finden. Die Falcons kamen in ihren beiden Playoff-Begegnungen auf 80 Punkte.
Ryan rangiert in allen wichtigen Quarterback-Statistiken an erster oder zweiter Stelle, und er ist der heißeste Anwärter auf die diesjährige MVP-Auszeichnung für den besten Spieler der Liga. Zwar kann Ryan mit Bradys Trophäensammlung nicht mithalten. Aber er hat eine Auszeichnung, die Brady verwehrt blieb, die für den besten offensiven Nachwuchsspieler des Jahres.
Ryan privat und «Matty Ice» Ryan auf dem Feld gelten als zwei verschiedene Personen. Von stiller Zurückhaltung der eine, von extremem Wettkampfgeist der andere. Beliebte Interviewaussage: «Ich bin ziemlich langweilig.» Belege? Lieblingspizza: Käse. Lieblingseis: Vanille. Sein Vater, schreibt die «New York Times», muss bei diesen Sätzen immer lachen. «Matt ist einfach auf dem Boden geblieben. Er ist nicht langweilig. Jetzt hat er einen Millionen-Dollar-Vertrag – aber er hat nicht vergessen, wie oft er angerufen hat, weil er kein Geld mehr für Benzin hatte.»
In ihrer physischen Erscheinung sind sich Brady und Ryan ähnlich, beide sind 1,93 Meter groß und wiegen um die 100 Kilogramm, sie agieren auch ähnlich. Statistiken zeigen, dass für sie im Gegensatz zu anderen Quarterbacks der Liga der Lauf nur eine Notfall-Option ist. Sie werfen ihre Pässe überwiegend aus der «Pocket» heraus, so wird der Raum um den Quarterback genannt.
Ryan brachte während der regulären Saison 373 seiner 534 Passversuche an den Mann. In 16 Spielen warf er für insgesamt 4994 Yards und 38 Touchdowns. Dem stehen sieben Interceptions gegenüber, die von gegnerischen Spielern abgefangen wurden. Brady, der während der ersten vier Spiele der Saison zum Zuschauen verbannt war, sammelte 28 Touchdowns und gab sogar nur zwei Interceptions ab. Insgesamt brachte es Brady auf 3554 Yards mit seinen Passversuchen.
(dpa)