Pyeongchang – Nach ihrem Silber-Coup von Pyeongchang wollten Andreas Wellinger und seine Kollegen nur noch feiern.
Der zweite Platz in einem Skisprung-Krimi mit positivem Ende bescherte den völlig losgelösten Wellinger, Karl Geiger, Stephan Leyhe und Richard Freitag die ersehnte Abschlussmedaille bei großartigen Olympischen Spielen. «Dass es für uns noch so ausgegangen ist, ist natürlich der Hammer. Das werden wir schön feiern», sagte Anführer Wellinger, der zuvor schon Gold und Silber im Einzel erobert hatte und auch im Team mit Sprüngen auf 140 und 134,5 Meter eindrucksvoll voranging.
Das Ziel nach Silber hinter den überragenden Norwegern war klar: Das Deutsche Haus! «Für uns waren es riesige Spiele. Wir können echt stolz auf uns sein», erklärte Bundestrainer Werner Schuster. Vor zwei Tagen hatten sich die Springer nach Wellingers Silber-Coup noch zurückgehalten, um für den Teamwettbewerb ideal vorbereitet an die Schanze zurückkehren zu können.
Das gelang. «Die Team-Medaille ist völlig okay, wenn die Silber ist. Es spiegelt einfach ein unglaublich starkes Team wider. Da können wir froh sein», erklärte Freitag, für den sich auch ein Kreis schloss. 2014 holten die Adler Gold und er war als fünfter Mann in Sotschi nur Zuschauer.
Die Erleichterung war dem Quartett anzumerken. Für den Allgäuer Geiger, den Hessen Leyhe sowie den Sachsen Freitag war es jeweils die erste olympische Medaille. Bei der Siegerehrung im Auslauf packten sie sich an den Händen und sprangen kraftvoll auf das Podest, das Strahlen bekamen alle vier gar nicht mehr aus ihren Gesichtern. «Wir waren ein echt cooles Team. Mich freut es für die Jungs», sagte Wellinger. Keine Medaille gibt es bei der Ehrung am Dienstag für Markus Eisenbichler, der nach zwei Einsätzen im Einzel diesmal für Leyhe weichen musste. «Er war sehr sauer», berichtete Schuster.
Am Ende rettete das deutsche Team einen Vorsprung von 3,3 Punkten auf Polen zum Gewinn der Silbermedaille. Die überragenden Norweger um Skiflug-Weltmeister Daniel Andre Tande und Schlussmann Robert Johansson waren indes kaum zu schlagen. So fehlten dem deutschen Team 22,8 Punkte auf die Skandinavier und das vierte Mannschaftsgold nach 1994, 2002 und 2014. Die Ausbeute kann sich aber sehen lassen, insbesondere Wellinger ist in Pyeongchang ins Rampenlicht gesprungen. Durch den neuerlichen Podestplatz ist der 22-jährige Bayer der erste deutsche Springer mit drei Medaillen bei den gleichen Winterspielen. «Das ist schon ziemlich krass, wenn man das so hört. Drei Wettkämpfe, drei Medaillen, da braucht man nix mehr dazu zu sagen. Es hat mich selbst ein wenig überrannt», sagte er.
Die Entscheidung um den zweiten Platz fiel erst kurz vor Schluss. Mit einem Vorsprung von 0,6 Punkten war Polen in den letzten Sprung gegangen. Wellinger legte einen Satz von 134,5 Metern hin, Großschanzen-Olympiasieger Kamil Stoch folgte mit der gleichen Weite, hatte aber bessere Windverhältnisse und bekam daher weniger Punkte.
Erstmals in der Ära von Bundestrainer Schuster gab es für die DSV-Adler beim gleichen Großereignis mindestens eine Medaille im Einzel und eine im Team. «Es ist verdient und ich freue mich riesig. Wir haben absolut unsere Ziele nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen», erklärte der Trainer.
Der Rückstand der DSV-Mannschaft auf Norwegen betrug zur Halbzeit gerade einmal zwei Punkte, also einen Meter. Drei weitere Zähler dahinter war Polen in Lauerstellung. Doch im zweiten Durchgang war Norwegen nicht mehr aufzuhalten. Skiflug-Weltmeister Daniel Andre Tande beeindruckte als Startspringer der Skandinavier mit 140,5 Metern.
Keine Medaille gab es für Japan mit Oldie Noriaki Kasai. Der 45-Jährige, der seine achten Winterspiele bestreitet, erreichte mit den Asiaten Platz sechs. Damit ging Kasai in Südkorea leer aus, nachdem er noch vor vier Jahren Silber von der Großschanze und Bronze mit der Mannschaft geholt hatte. Aber der Sympathieträger will noch bis 2026 weitermachen und hätte dann noch zwei weitere Olympia-Chancen.
(dpa)