Göteborg – Schon vor dem letzten Ritt durfte sich das deutsche Dressur-Team über Gold freuen. Isabell Werth hätte gar nicht mehr reiten müssen – so überlegen gewann das Quartett um die erfolgreichste Reiterin der Welt bei der Europameisterschaft in Göteborg.
«Es war schon speziell heute, aber ich war nicht darauf fokussiert, dass ich schon Gold hatte», sagte Werth später mit strahlendem Lächeln. «Es war unser Ziel, hier Gold zu gewinnen – und das haben wir geschafft.»
Als die erfolgreichste Reiterin der Welt geritten war, spiegelten auch die Zahlen die Überlegenheit wider. Mit 237,072 Prozent gewann das deutsche Team überlegen vor Dänemark (224,643) und Schweden (221,143).
Werth zeigte mit der Gewissheit der sicheren Goldmedaille eine starke Leistung und erhielt für ihren Ritt mit Weihegold die mit Abstand höchste Bewertung. «Es ist schon besonders, dass wir gewonnen hätten, auch wenn Isabell nicht dabei gewesen wäre», sagte Sönke Rothenberger: «Wir waren die bei weitem stärkste Nation.»
Der 22-Jährige hatte den Vorsprung so weit ausgebaut, dass die anderen Mannschaften chancenlos waren. Während Werth sich mit ihrer Stute Weihegold noch auf dem Abreiteplatz vorbereitete, schwanden die theoretischen Zweifel am deutschen Sieg mit der letzten dänischen Starterin Cathrine Dufour.
«Das war eine starke Leistung», schwärmte Equipe-Chef Klaus Roeser und fügte an: «Du bist immer nur so gut, wie die Konkurrenz es zulässt.» Roeser lobte zugleich die «Top-Leistungen» der deutschen Paare. «Ich glaube, das liegt auch an unserem Trainerteam und der ganzen Betreuung.»
Mit dem Erfolg rehabilitierte sich die führende Dressur-Nation für den peinlichen Auftritt bei der Heim-EM vor zwei Jahren. In Aachen trat das Team mit dem nicht mehr fitten Wunderpferd Totilas an und erhielt nur Bronze.
Helen Langehanenberg (Billerbeck) mit Damsey und Dorothee Schneider (Framersheim) mit Sammy Davis Jr. hatten vorgelegt und das Team weit in Führung gebracht. «Ich bin stolz, dabei zu sein und das Gold zu haben», sagte Langehanenberg.
Am Mittwoch ritt zunächst Rothenberger mit Cosmo und sagte: «Für das Team war das heute genug, fürs Einzel müssen wir uns noch verbessern.» Am Freitag gibt es Medaillen im Grand Prix Special und am Samstag in der Kür.
Es ist das 23. Mal, dass deutsche Reiter den Mannschafts-Titel gewannen. Die schlechtesten Platzierungen waren bisher die dritten Plätz 2009 in Windsor und 2015 in Aachen.
Während das Dressur-Team seinen Sieg feiern durfte, musste die Mannschaft der Springreiter den durchwachsenen Start verarbeiten. «Wir sind noch nicht ganz weit weg», kommentierte Bundestrainer Otto Becker. Sein Quartett mit drei EM-Neulingen liegt nach der ersten von drei Teilprüfungen auf Platz sieben. Es führt die Schweiz vor Frankreich und Schweden.
«Bei den beiden Jungen hat man gemerkt, dass die Erfahrung noch fehlt», sagte der Bundestrainer: «Aber irgendwann müssen sie die machen.» Je acht Strafpunkte von Maurice Tebbel und Laura Klaphake verhinderten ein besseres Ergebnis.
«Bei unseren beiden jungen Leuten lief es nicht so, wie wir es gerne gehabt hätten», kommentierte der routinierte Marcus Ehning: «Wir sind schon ein Stück weit weg.» Nur Ehning blieb ohne Fehler und liegt mit Pret A Tout im Einzel auf Platz zwei hinter dem Schweden Peder Fredericson mit All In.
Philipp Weishaupt hatte als Schlussreiter mit Convall einen Abwurf. «Das passiert schon mal, wenn man Risiko geht», sagte der 32-Jährige aus Riesenbeck. Nach seinem ersten EM-Ritt liegt Weishaupt in der Einzelwertung auf Platz 13.
(dpa)