Lahti – Die Konkurrenz atmet auf. Nach drei Medaillen legt Langlauf-Dominator Sergej Ustjugow am Mittwoch im WM-Rennen über 15 Kilometer eine Pause ein.
Silber im Sprint, Gold im Skiathlon, Gold im Teamsprint – der Tour-de-Ski-Sieger ist schon jetzt auf dem besten Weg, sich zum Skikönig der Titelkämpfe in Lahti zu krönen.
Der sechsmalige Junioren- und U23-Weltmeister ist der Langläufer dieses Winters. «Es geht momentan alles auf, was wir geplant haben», sagt sein deutscher Trainer Markus Cramer. Ustjugow kam gut durch die Sommervorbereitung, blieb auch im Herbst von Krankheiten und Verletzungen verschont und dominiert seit Saisonbeginn fast nach Belieben.
Fünf Etappensiege bei der Tour de Ski bedeuteten Rekord und den souveränen Gesamterfolg. «Danach mussten wir eine Pause einlegen, haben auf diverse Weltcups verzichtet und stattdessen hervorragend trainiert. In Seefeld und später in der Nähe von Lillehammer hatten wir perfekte Bedingungen», berichtet Cramer.
Die erfolgreichen Auftritte Ustjugows werden von der Konkurrenz allerdings mit Argwohn verfolgt. Nach den Vorfällen bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi, die zur Suspendierung von Olympiasieger Alexander Legkow, Maxim Wylegschanin und Jewgeni Below führten, werden außergewöhnliche Leistungen von Russen automatisch mit Doping in Verbindung gebracht. Auch Ustjugow war in Sotschi am Start, wurde dort aber nur Fünfter im Sprint und deshalb nicht kontrolliert.
Doping nachgewiesen wurde auch seinen Teamkollegen bislang nicht, weshalb Ustjugow enttäuscht ist, dass die McLaren-Report erwähnten Legkow und Below in Lahti nicht starten dürfen. «Aber er kann negative Erlebnisse relativ schnell in positive Energie umwandeln. Da kommt bei ihm eine Jetzt-erst-recht-Mentalität hoch», sagt Cramer. So war es bei der Tour de Ski, so ist es auch bei der WM.
Deutlich wurde das auch nach dem verpassten Sprint-Gold, das Ustjugow dem Italiener Federico Pellegrino überlassen musste. Er zog sich danach zurück und konzentrierte sich sofort auf den nächsten Wettkampf. «Da können dann auch Interviewanfragen kommen, Sergej lehnt sie alle ab. Wenn er nicht will, dann kannst du ihn auch nicht überzeugen», erzählt sein Trainer.
Bis zur Staffel am Freitag ist beim Doppelweltmeister nun Regeneration angesagt. «Vielleicht haben wir ja auch dort eine kleine Chance. Sergej jedenfalls ist schon wieder im Angriffsmodus», berichtet Cramer. Sein Musterschüler, der in Lahti ein Einzelzimmer bewohnt, lenkt sich abseits der Loipe gerne an der Playstation ab. Besuch bekommt er höchstens von seiner Freundin Jelena Sobolewa, die im WM-Sprint 28. wurde. «Bei den Russen ist vieles reglementiert», sagt Cramer. «Das aber nicht.»
(dpa)