Die nächste CR7-Gala kann kommen

Kratowo – Das Rätsel über Cristiano Ronaldos Torjubel mit einem möglichen Seitenhieb auf Lionel Messi bleibt vorerst ungelöst. Auf dem Weg zum womöglich doch «Greatest of all Times» (GOAT) will der 33 Jahre alte Superstar aber schon gegen Außenseiter Marokko die nächste (Tor-)Gala zelebrieren.

Ein weiterer Schritt Richtung WM-Titel. «Ich glaube immer an mich», sagt Ronaldo. Und ganz Portugal glaubt an ihn. «Er ist für uns alle ein Vorbild, nicht nur im Spiel, sondern auch, wie er die Mannschaft führt. Es ist eine große Ehre, die Kabine mit ihm zu teilen», preist Mitspieler Adrien Silva bei einer Pressekonferenz der Portugiesen in Kratowo.

In dem kleinen Örtchen, dem jeder Hochglanz abgeht, logiert der Spieler, der eine irrwitzige Ablösesumme von einer Milliarde Euro in seinem Vertrag mit Real Madrid stehen hat. Nebengeräusche wie den möglichen Weggang von den Königlichen und die Probleme mit den spanischen Steuerbehörden kann Ronaldo hier ganz offensichtlich erst recht ausblenden – er ist auf einer Mission.

Fern jeglichen Trubels und fern jeder Ablenkung arbeitet der 33-Jährige mit derselben Akribie und Leidenschaft an seiner Vollendung. Bei herrlichem Sonnenschein schlendert Ronaldo an der Seite eines Betreuers entspannt als Letzter auf den Trainingsplatz. Als hätte es nicht genug Bilder von seinem denkwürdigen Dreierpack zum 3:3 in Sotschi gegen Spanien gegeben, rattern die Auslöser bei jeder Bewegung des Modellathleten mit dem weißen Schuhen und weißen Socken. Beim Spiel 4 gegen 2 muss er wie jeder andere in Mitte, als er den Ball verliert.

Nicht mal 48 Stunden nach dem WM-Auftakt starteten Ronaldo und seine Mitspieler in die Vorbereitung auf das zweite Gruppenspiel in Moskau gegen Marokko, 41. der Weltrangliste und Letzter der Gruppe B nach der 0:1-Niederlage gegen Iran. «Es ist egal, ob wir gegen einen Favoriten spielen oder nicht, wir müssen immer gut vorbereitet sein», warnte Mittelfeldspieler Silva.

Marokko gegen Ronaldo, könnte es auch heißen. «Ronaldo drei – Spanien drei», meinte «A Bola» nach dem Remis gegen Spanien. «GÖTTLICH», titelte die Sportzeitung «Record». «Du machst uns sprachlos», ergänzte «A Bola».

Ronaldo gab den Zuschauern aber auch ein kleines Rätsel auf: Was hatte der Jubel nach dem verwandelten Elfmeter zur 1:0-Führung zu bedeuten? Was sollte die Geste bedeuten, sich am Kinn zu kratzen? Eine Anspiel auf Messi etwa, sein argentinischer Dauerrivale um den Titel des Weltfußballers? Dieser ließ sich vor der WM von einem Magazin und seinem Sponsor mit Ziegen ablichten. Warum das? Weil die Übersetzung der Abkürzung der englischen Bezeichnung für «Größter aller Zeiten», kurz Goat, nichts anderes als Ziege heißt.

Klar ist, dass Ronaldo alles daran setzen wird, noch mehr Gelegenheiten zum Jubeln zu haben. Drei seiner sechs WM-Tore schoss er nun in Russland, als vierter Spieler nach Pelé, Uwe Seeler und WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose traf er bei vier WM-Turnieren. Bei acht EM und WM-Endrunden war er nun nacheinander erfolgreich, sein persönlicher 51. Dreierpack egalisierte die Gesamtzahl an Dreierpacks in der Geschichte von Fußball-Weltmeisterschaften.

«Ich habe es so oft gesagt: Cristiano ist der Beste der Welt», betonte Trainer Fernando Santos. «Natürlich wäre es schwerer ohne ihn, er ist aber bei uns und wir hoffen, dass wir weit mit ihm kommen», sagte Adrien Silva. Wie weit, das legte Ronaldo fest, der 2016 im EM-Finale nach einer frühen Verletzung auch seine Qualitäten als Antreiber von der Seitenlinie eindrucksvoll gezeigt hatte: «Wir glauben daran, dass wir bis ganz zum Ende kommen.»


(dpa)

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