Berlin – Bundestrainer Christian Prokop klatschte zufrieden mit jedem seiner Spieler ab, anschließend verabschiedeten sich die deutschen Handballer mit einer langen Ehrenrunde vom euphorischen Berliner Publikum.
Mit einem lockeren 31:23 (16:12) gegen Serbien hat sich die DHB-Auswahl den letzten Schwung für die heiße Phase der Heim-WM geholt. «Es waren fünf fantastische Spiele oder zehn fantastische Tage», sagte Prokop. «Wir verabschieden uns mit einem guten Gefühl von Berlin nach Köln.»
Dort nimmt die deutsche Mannschaft am Samstag (20.30 Uhr) mit 3:1 Punkten den Kampf um das angepeilte Halbfinal-Ticket auf. Wer in Köln der erste Gegner sein wird, stand bei Abpfiff noch nicht fest. Klar ist, dass es gegen Island, Kroatien und Europameister Spanien geht. «Die drei Punkte sind neben der euphorischen Stimmung das Wichtigste», meinte Prokop. «Es war eine schwere Vorrundengruppe. Dass wir da so durchgehen mit der 3:1-Punkausbeute und dem guten Torverhältnis – das ist eine ganz tolle Sache», lobte der Bundestrainer.
«Wir wollten noch mal alles reinhauen», versicherte Torhüter Silvio Heinevetter von den Füchsen Berlin, «man hört’s und sieht’s ja», bedankte sich der Routinier im Namen der Mannschaft bei den enthusiastischen deutschen Fans unter den 13.500 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena.
«Ich muss den Fans in Berlin ein Riesenkompliment aussprechen. Ihr wart super», sagte Kapitän Uwe Gensheimer. «Ich bin froh, dass ich das mit 32 Jahren erleben darf auf dem Höhepunkt meiner Karriere.» Nun hoffen die deutschen Asse, dass die «Zuschauer in Köln genauso viel Gas geben wie die in Berlin», meinte Gensheimer und kündigte an: «Dann lassen wir uns einfach tragen. Wir legen alles aufs Feld, was in uns steckt.»
Bester Werfer der auf einigen Positionen veränderten DHB-Auswahl war Matthias Musche mit fünf Toren; Paul Drux und Jannik Kohlbacher steuerten jeweils vier Treffer bei. Ein Handball-Spektakel bekamen die Zuschauer beim Abschied der deutschen Mannschaft aus Berlin allerdings nicht zu sehen. Stattdessen gönnte Prokop einigen seiner Stammspieler mit Blick auf die Hauptrunde eine Verschnaufpause.
Der Bundestrainer nutzte die Partie für ein paar Experimente, die sich aber nicht alle als erfolgreich erwiesen. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Steffen Weinhold durfte der junge Franz Semper im rechten Rückraum beginnen, nach einigen unglücklichen Anfangsminuten musste der 21-Jährige aber erstmals Fabian Wiede weichen.
Heinevetter, der bei dieser WM zum ersten Mal von Beginn an spielen durfte, zeigte dagegen eine starke Leistung. Mit etlichen Paraden bewahrte er die deutsche Mannschaft vor weiteren Gegentreffern. Stammtorhüter Andreas Wolff wurde fast die komplette Partie über geschont und kam nur für einen Siebenmeter zwischen die Pfosten.
Die Serben spielten anfangs überraschend mutig mit. Anders als die DHB-Auswahl hatten sie nicht vom vorherigen Sieg der Brasilianer gegen Korea profitiert. Dennoch gestalteten sie die Partie im ersten Durchgang eng. Das lag aber auch daran, dass die deutsche Mannschaft sich zunächst viel zu viele Unkonzentriertheiten leistete.
«Tempo!», forderte Prokop von seinen Akteuren in einer Auszeit im ersten Durchgang. Und tatsächlich wurde es zumindest etwas besser, obwohl der Bundestrainer einigen Stammkräften wie Kapitän Uwe Gensheimer oder Abwehrstratege Patrick Wiencek frühzeitig Pausen verordnete. Die Serben wurden aber schwächer – die deutsche Mannschaft nutzte das aus.
Auch der am Mittwoch wegen Weinholds Verletzung zum Team gestoßene Kai Häfner schaute in der Halle zu, wie die DHB-Auswahl ihren Vorsprung ausbaute. Ob er für die Hauptrunde in Köln nachnominiert wird, ist noch offen. Auch ohne Häfner steigerte sich das deutsche Team im zweiten Durchgang kontinuierlich – auch die Trefferquote stimmte jetzt, was letztlich zu einem ungefährdeten Sieg führte. Prokops Resümee fiel daher positiv aus: «Jeder spürt, Teil dieser geilen Mannschaft zu sein.»
(dpa)