Frankfurt/Main – Handball-Europameister Deutschland sucht einen Nachfolger für Erfolgscoach Dagur Sigurdsson. Der Verband kann auswählen – zwischen einem Aufsteiger und einem Weltmeister.
Wie geht es bei der Suche nach dem neuen Bundestrainer weiter?
Von ursprünglich drei Wunschkandidaten des Deutschen Handballbundes (DHB) sind Christian Prokop vom SC DHfK Leipzig und Markus Baur vom TVB 1898 Stuttgart weiter im Rennen. Beide wollen den Job. Im Gegensatz zum Dänen Ulrik Wilbek, der dem Verband abgesagt hat. Nun muss die DHB-Führung um Vizepräsident Bob Hanning in den nächsten Wochen entscheiden, wer die Nachfolge von Dagur Sigurdsson antreten soll. «Wir haben zwei A-Kandidaten. Wir werden schauen, in welche Richtung wir gehen», sagt Hanning.
Wann steht der neue Bundestrainer fest?
Spätestens am 1. Juli 2017 soll der neue Coach seinen Job antreten. Dagur Sigurdsson scheidet zwar schon nach der WM im Januar 2017 definitiv aus, für die folgenden Länderspiele im ersten Halbjahr gegen Schweden, Slowenien, Portugal und die Schweiz wäre im Bedarfsfall aber auch eine Interimslösung möglich. «Wir haben keinen Zeitdruck», sagt Hanning.
Was spricht für Prokop?
Der 37-Jährige gilt als Analytiker, der seine Gegner bis ins letzte Detail beleuchtet und ein klares Konzept verfolgt. Akribie und Weitsicht brachten ihm bereits nach der ersten Bundesligasaison mit Leipzig den Titel «Trainer des Jahres 2016» ein. Der aus Köthen stammende Familienvater trägt sein Herz am rechten Fleck und nimmt die Spieler mit seiner umgänglichen Art für sich ein.
Was spricht für Baur?
Der 45 Jahre alte Weltmeister von 2007 verkörperte als Spieler Weltklasse. Diese Erfahrungen helfen ihm auch im Trainerjob. Er ist erfolgsorientiert und hasst nichts mehr als Niederlagen. Der einstige Kapitän der DHB-Auswahl kennt zudem die Verbandsstrukturen bestens. Von 2012 bis 2016 betreute er die Junioren, mit denen er bei der U20-EM in diesem Sommer Silber gewann. «Man merkt, dass er aus dem eigenen Stall kommt», sagt Hanning über Baur.
Was könnte den Ausschlag geben?
Beide Trainer verfügen über Konzepte, die zum DHB passen. Der Verlauf der anstehenden Verhandlungen mit den jeweiligen Vereinen – Prokop steht in Leipzig bis 2021 unter Vertrag, Baur in Stuttgart bis 2018 – könnte zum entscheidenden Faktor werden. Die Sachsen werden Prokop wohl nicht ohne Ablösesumme ziehen lassen. «Wir haben nie gesagt, dass es einen Freifahrtschein gibt», betonte Geschäftsführer Karsten Günther. Die Stuttgarter hielten sich mit öffentlichen Aussagen bisher zurück. «Wir müssen abwarten, wie es weitergeht», sagte Geschäftsführer Jürgen Schweikardt.
Werden weitere Parteien in die Entscheidung einbezogen?
Hanning will die Führungsspitze der Handball-Bundesliga um Ligaverbandspräsident Uwe Schwenker und HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann in die anstehenden Gespräche einbeziehen. «Es geht um die beste Lösung für den deutschen Handball», begründet der DHB-Vizepräsident seinen Wunsch. Die Entscheidung fällt am Ende aber Hanning.
(dpa)