Frankfurt/Main – Mit der Entmachtung von Projektleiter Hellmut Krug will der Deutsche Fußball-Bund das drohende Scheitern des Videobeweises verhindern.
In Anwesenheit von DFB-Präsident Reinhard Grindel sei das Projekt bei einer Krisensitzung am a6. November in Frankfurt aufgrund der hohen Bedeutung für den deutschen Fußball und der jüngsten Irritationen in der Ausgestaltung zur Chefsache erklärt worden, teilte der DFB mit. Künftig hat Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich den Hut auf. «Ich sehe es in der jetzigen Situation als meine zentrale Aufgabe, unseren Schiedsrichtern auf dem Platz und den Video-Assistenten die notwendige Sicherheit zu geben», sagte er.
Dies trauten die DFB-Granden dem erst im Sommer von der Deutschen Fußball Liga zum Verband zurückgekehrten Krug nicht mehr zu. Er hatte erst am 3. November auf Empfehlung der DFB-Ethik-Kommission seinen Platz in der Schiedsrichterkommission Elite verloren, nachdem Referee Manuel Gräfe schwere Anschuldigungen gegen ihn und seinen Funktionärskollegen Herbert Fandel erhoben hatte.
Das Chaos, die vielen Unklarheiten und die ständigen Diskussionen beim Thema Videobeweis hatten den DFB zuletzt immer stärker unter Druck gesetzt. Der planlose Umgang mit dem Projekt sorgte für große Skepsis bei den Bundesligavereinen und eine noch größere Verunsicherung bei den Schiedsrichtern.
«In den vergangenen Wochen hat es Irritationen über das Rollenverständnis und die Zielsetzung des Projektes gegeben. Es ist deshalb wichtig, mit Blick auf den bisherigen Projektverlauf eine klare Linie festzulegen und sie jetzt zeitnah allen Beteiligten zu vermitteln», sagte Ronny Zimmermann, DFB-Vizepräsident für das Schiedsrichterwesen. Der DFB kündigte dazu ein Treffen mit Schiedsrichtern, Video-Assistenten, den Bundesliga-Managern und Medienvertretern an.
Mit der personellen Rochade an der Projektspitze will der Verband die Wende herbeiführen. «Wir glauben nach wie vor an das Projekt und sollten bei aller Emotionalität nicht vergessen, dass es in der Testphase in vielen Bereichen auch durchaus Erfolge gibt. Gleichwohl wissen wir um unsere Verantwortung und die Notwendigkeit, das Projekt zu optimieren», sagte Zimmermann.
Der DFB stellte zudem klar, dass Krug wie auch die anderen Supervisoren «künftig während der Spiele keine direkte Kommunikation mehr mit den Video-Assistenten haben werden». Der Verband sah sich zu dieser Feststellung genötigt, nachdem am Wochenende schwere Vorwürfe gegen Krug laut geworden waren.
Demnach soll er in seiner Funktion als Projektleiter Videobeweis und Supervisor beim Bundesligaspiel VfL Wolfsburg gegen Schalke 04 zweimal in die Entscheidung des zuständigen Video-Assistenten eingegriffen haben. Beide Entscheidungen kamen laut «Bild am Sonntag» Schalke zugute, aus dessen Stadt Gelsenkirchen der frühere FIFA-Referee kommt. Krug und der beteiligte Video-Assistent Marco Fritz wiesen das jedoch zurück.
Die Degradierung Krugs steht laut DFB aber nicht im direkten Zusammenhang mit den nicht bestätigten Anschuldigungen. Krug soll in dem Gesamtprojekt weiter engagiert bleiben und sich auf die inhaltliche Analyse und die fachliche Dokumentation konzentrieren sowie wie bisher die Berichterstattung an das internationale Regelboard IFAB leisten. Zuerst hatte die «Sport-Bild» über die Absetzung berichtet. Krug selbst wollte sich auf dpa-Anfrage nicht dazu äußern.
(dpa)