Frankfurt/Main – DFB-Chefmediziner Tim Meyer nimmt besonders Spieler, Trainer und Betreuer für das Gelingen des medizinischen Konzepts beim geplanten Wiederbeginn der Fußball-Bundesliga mit Geisterspielen in die Pflicht.
«Wir können viele schöne Konzepte machen, und die sind theoretisch sicher, wenn diejenigen, die im Kern des Konzepts stehen, nicht mitspielen», sagte er am Freitag bei einer Videokonferenz der Deutschen Fußball Liga.
Dann hätte man ein Problem. «Die Disziplin von Spieler, Trainern und Betreuern ist extrem bedeutsam. Wenn die nicht vorhanden ist, kann das beste Konzept scheitern», warnte Meyer. «Es ist ein Glied, das funktionieren muss. Ich kann nur an diese Gruppen appellieren, dass sie sich daran halten müssen.» In dem unter seiner Leitung von einer Task Force der DFL erstellten Corona-Konzept werden auch den Spielern zahlreiche Verhaltensmaßnahmen von Hygieneregeln bis zum selbst Waschen der Wäsche für die häusliche Umgebung an die Hand gegeben.
Das Tragen von Masken durch die Fußballprofis während der Partien ist laut Meyer nicht in Erwägung gezogen worden, weil es die Authentizität des Spiels beeinträchtige. Auch Torjubel oder das Auseinanderstehen bei der Mauerbildung beim Freistoß sei nicht erwogen worden. «Wir haben in unserem Konzept keine Verhaltensweisen auf dem Platz inkludiert, weil wir den Fußball auch authentisch lassen wollen», so Meyer.
Die Gefahr, im Nahkontakt mit einem Gegenspieler von dessen Schweiß mit dem Coronavirus infiziert zu werden, sei nicht nachgewiesen, sagte Task-Force-Mitglied Barbara Gärtner. «Das ist eine Tröpfcheninfektion. Es ist nicht so, dass das Coronavirus über den Schweiß ausgeschieden wird», erklärte die Expertin für Krankenhaushygiene. Zur Minimierung des Ansteckungsrisikos seien die Tests der Spieler ein zentraler Faktor. «Es gibt keine absolute Sicherheit. Das muss klar sein. Wir versuchen, Risiken zu minimieren, und machen einen Abstrich am Tag vor dem Spiel.»
Falls ein oder mehrere Spieler positiv getestet werden sollten, treffe das örtliche Gesundheitsamt die Entscheidung, was zu tun sei. «Wenn es wirklich eine große Zahl von Spielern sein sollte, die infiziert sind, dann kann es durchaus passieren, dass ein großer Teil der Mannschaft in Quarantäne gerät», sagte Meyer. «Es müssen neue Routinen aufgebaut werden. Für die Trainer ist es bestimmt ziemlich ungewohnt, dass sie an manchem Spieltag morgens aufwachen und nicht mit letzter Sicherheit wissen, ob sie alle Spieler einsetzen können.»
Die Ministerpräsidenten der Länder wollen am 30. April im Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auch über einen Neustart der Bundesliga mit Spielen ohne Zuschauer im Laufe des Monat Mai beraten.
(dpa)