Plowdiw – Ermutigende Erfolgsserie, störungsfreie Vorbereitung – der Deutschland-Achter geht als Favorit in die Ruder-WM. Vor dem Start der Titelkämpfe vom 9. bis 16. September im bulgarischen Plowdiw verzichtete Schlagmann Hannes Ocik auf Understatement.
«Die Titelverteidigung ist nach dem Gewinn von EM-Gold das Ziel», sagte der Schweriner mit Bezug auf den souveränen Sieg bei den European Championships vor einem Monat in Glasgow.
Diese Zuversicht kommt nicht von ungefähr. Schließlich ist das DRV-Paradeboot seit dem zweiten Rang bei den Olympischen Spielen von Rio 2016 hinter Großbritannien in Finalrennen ungeschlagen. Zudem verlief das zweiwöchige Trainingslager in Völkermarkt (Österreich) ohne Probleme.
Allerdings scheint die Konkurrenz auf gutem Kurs, sich der Schlagkraft des Seriensiegers anzunähern. Das bekam die Crew von Trainer Uwe Bender vor allem bei der WM-Generalprobe Mitte Juli auf dem Luzerner Rotsee zu spüren. Beim Weltcup-Finale betrug der Abstand zu den aufstrebenden Australiern nur 0,14 Sekunden.
Nicht zuletzt deshalb erwartet Ocik in Bulgarien einen harten Bord-an-Bord-Kampf. «Die Australier sind nicht zu unterschätzen. Und auch von den USA erwarte ich in diesem Jahr wieder ein starkes Boot. Dazu wird es mit Großbritannien und den Niederlanden zwei weitere Teams geben, die alles probieren werden.»
Gleichwohl ist der leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer optimistisch: «Wir haben bei den Weltcups gute Leistungen gezeigt. Vor allem beim Finale in Luzern, wo fast alle starken Nationen am Start waren, haben wir gut abgeschnitten», sagte er nach der Ankunft in Plowdiw. Zumal die WM-Vorbereitung gut lief. «Wir hatten keine großen Verletzungen oder Krankheiten, und auch jetzt sind alle fit.»
Vor dem Achter, der erst am Mittwoch erstmals ins WM-Geschehen eingreift, gehen mit dem Männer-Einer und dem Frauen-Doppelvierer zwei weitere deutsche Medaillenkandidaten an den Start. Um die Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt nicht zu stören, hatten beide Boote auf einen Start in Glasgow verzichtet. Das hatte zur bescheidenen Medaillenausbeute beigetragen und dem DRV Kritik eingebracht.
Ein erfolgreiche WM soll helfen, dass Image wieder aufzupolieren. Eine Medaille im Einer, der neben dem Achter als Königsdisziplin gilt, könnte diesen Prozess beschleunigen. Tritt Oliver Zeidler ähnlich stark auf wie in Luzern, wo er selbst den ehemaligen Weltmeistern Ondrej Synek (Tschechien) und Mahe Drysdale (Neuseeland) als Zweiter das Nachsehen gab, ist dem 21 Jahre alten Kraftpaket aus Ingolstadt einiges zuzutrauen.
Holtmeyer glaubt sogar, dass der DRV die Ausbeute von einmal Gold und viermal Bronze bei der WM vor einem Jahr in Florida übertreffen kann: «Wir haben auf jeden Fall ganz ordentliche Aussichten und sollten am Ende besser dastehen als in Sarasota. Im nacholympischen Jahr hatten bekanntlich einige Sportler pausiert, die jetzt wieder zurückgekehrt sind. Vor allem im Männer-Skull-Bereich schätze ich uns stärker ein.»
(dpa)