Sarasota – Vier Starts, keine Medaille – die Flotte des Deutschen Ruderverbandes ist am ersten WM-Finaltag in Florida leer ausgegangen. Keines der in den Endläufen der olympischen Wettkampfklassen vertretenen DRV-Teams schaffte den Sprung auf das Siegerpodest.
Die Enttäuschung von Chefcoach Marcus Schwarzrock hielt sich dennoch in Grenzen. «Dass es heute sehr schwer werden würde, war klar. Aber für die vielen jungen Sportler, die zum ersten Mal bei einer WM dabei waren, ist ein guter Erfolg, überhaupt das A-Finale erreicht zu haben.»
Auch der seit Jahren als Erfolgsgarant bekannte Frauen-Doppelvierer konnte die DRV-Bilanz nicht aufbessern. Das im Vergleich zum Olympiasieg von Rio komplett neu besetzte Boot zeigte zwar einen couragierten Auftritt, kam aber als Vierter hinter den Konkurrentinnen aus den Niederlanden, Polen und Großbritannien ins Ziel. Am Ende fehlte der Crew eine dreiviertel Bootslänge zu einer Medaille. «Das war ein gutes Rennen und eine coole Erfahrung. Ich bin nicht enttäuscht», sagte Schlagfrau Frieda Hämmerling aus Kiel.
Chancenlos waren dagegen der Zweier ohne Steuerfrau, der leichte Männer-Doppelzweier und der Vierer ohne Steuermann. Alle drei Teams mussten sich mit Rang sechs begnügen. Bereits vor dem letzten WM-Tag mit zwei weiteren deutschen Booten in den Endläufen zeichnet sich eine bescheidene DRV-Bilanz ab. Der personelle Umbruch mit einer starken Verjüngung des Kaders im nacholympischen Jahr fällt schwerer als erhofft. Gleichwohl sieht Schwarzrock einen positiven Trend: «Wir wollen Erfahrung sammeln und uns weiterentwickeln. Ich glaube, das ist uns gelungen.»
Das Warten beim DRV auf eine Medaille in den 14 olympischen Bootsklassen soll am Sonntag zu Ende gehen. Schließlich startet der Deutschland-Achter als Favorit in das Finale (17.12 Uhr/MESZ). Die bisher makellose Saisonbilanz mit elf Siegen in elf Rennen stärkt den Glauben an das erste WM-Gold seit 2011. Mit Silber wie bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen von Rio will sich die Crew um Schlagmann Hannes Ocik (Schwerin) im Nathan Benderson Park von Sarasota nicht begnügen.
«Im Finale müssen wir uns definitiv steigern», sagte Ocik mit Bezug auf den hart erkämpften Vorlaufsieg über die USA am vergangenen Dienstag. Neben den Amerikanern gelten die im anderen Vorlauf siegreichen Italiener als Hauptkonkurrenten des deutschen Paradebootes. «Wir gehen nach dieser Saison als Favorit ins Rennen, aber das darf nicht als Last empfunden werden. Wir wollen locker bleiben», sagte Trainer Uwe Bender.
Nur geringe Medaillenchancen werden dagegen Tim Ole Naske in seinem Einer-Endlauf wenige Minuten später eingeräumt. Doch für den erst 21 Jahre alten WM-Debütanten aus Hamburg ist bereits der Finaleinzug ein großer Erfolg. «Jetzt kann er befreit auffahren», sagte Trainer Dirk Brockmann. Die Konkurrenz für Naske erscheint übermächtig: In Damir Martin (Kroatien), Ondrej Synek (Tschechien) und Angel Fournier Rodriguez (Kuba) sind allein drei Weltklasse-Skuller aus dem olympischen Finale von Rio dabei. Ein weiterer Mitfavorit ist der Neuseeländer Robert Manson.
(dpa)