Nantes – Der eine läuft für den teuersten Handball-Club der Welt auf, der andere für einen aufstrebenden Verein – den Frankreich-Legionären des deutschen Handballs Uwe Gensheimer und Dominik Klein geht es blendend im Land der bevorstehenden WM.
Gensheimer ist im Sommer von Meister Rhein-Neckar Löwen zu Paris Saint Germain gewechselt, THW-Kiel-Profi Klein schloss sich dem HBC Nantes an. «Wir sind beide hier angekommen», sagt Gensheimer.
Die beiden Linksaußen standen sich im direkten Duell vor der Rekordkulisse von 11 019 Zuschauern in Nantes gegenüber. Trotz zehn Gensheimer-Treffern hieß es 37:31 für Außenseiter Nantes. PSG hatte zuvor in der Liga alle Partien gewonnen, Nantes lag drei Punkte dahinter. Kleins Team hat den Rückstand auf einen Punkt verkürzt und die Star Ligue wieder spannend gemacht.
Nach dem überraschenden Resultat war Gensheimer geknickt. Mit Ausnahme des deutschen Nationalspielers fand PSG nie zu seinem Spiel. Spätestens als Klein unter dem orkanartigen Jubel der Fans zum 31:21 für Nantes traf, war die Sensation perfekt. «Ich musste zweimal auf die Anzeigetafel schauen, um zu erkennen, dass das Ergebnis stimmt», sagt Klein grinsend.
Den Schritt nach Westen haben die Linksaußen nicht bereut: «Wir haben uns superschnell eingelebt, und weil Isabell noch sehr viel Schul-Französisch draufhatte, war auch die Verständigung kein Problem», sagt Klein. Der 33-Jährige, der zehn Jahre für den THW Kiel spielte, lobt das Gesamtpaket beim HBC Nantes. Denn seine Frau, die Handball-Nationalspielerin Isabell Klein, fand in Nantes ebenfalls einen Club, mit dem sie im Europapokal spielt.
Gemeinsam mit dem zweieinhalbjährigen Sohn Colin haben die Kleins sich in der Gegend zwischen Loire und Atlantik gut eingelebt. Klein erhält derzeit pro Woche vier Stunden Intensiv-Sprachkurs, um sich im Land des fünffachen Weltmeisters verständigen zu können.
Auch Gensheimer genießt ein neues Lebensgefühl an der Seine: «Ich kann in fünf Minuten mit dem Fahrrad zum Training fahren. Das ist angesichts des Verkehrschaos ganz entspannend», sagt der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, der nach mehr als zehn Jahren bei den Rhein-Neckar Löwen eine neue Herausforderung gesucht und gefunden hat. Im Starensemble von PSG ist er der beste Torschütze. Der Club kann sich Top-Handballer leisten: Wie im Fußball zehrt PSG von Millionen-Gaben aus Katar.
Vom 13. Januar an steht der Mannheimer in seiner neuen Heimat mit dem deutschen Nationalteam bei der WM auf dem Feld. In Rouen geht es in der Vorrunde gegen Kroatien, Weißrussland, Ungarn, Chile und Saudi-Arabien. Erstes Ziel ist der Einzug ins Achtelfinale, das dann möglicherweise in Gensheimers Wohnort Paris ausgetragen wird.
«Ich bin mir sicher, dass die deutsche Mannschaft wieder um Edelmetall spielen wird, trotz aller Personalprobleme. Bundestrainer Dagur Sigurdsson wird schon wieder jemanden aus dem Hut zaubern», sagt Weltmeister Klein, der vor drei Jahren seinen Stammplatz im Nationalteam an Gensheimer verloren hatte. Er selber wird während der WM-Vorrunde in Nantes bleiben, wo die französische Mannschaft spielt. Nebenbei ist er als Kolumnist für die Handball-Bundesliga tätig. Der Wechsel nach Frankreich bringt noch einen Vorteil. Klein: «Zum ersten Mal seit 15 Jahren muss ich am 2. Weihnachtstag nicht in irgendeiner Halle Handball spielen.»
(dpa)