Deutsche Handball-Frauen hoffen auf EM-Hauptrunde

Leverkusen – 2006 standen Clara Woltering und Anna Loerper mit den deutschen Handballerinnen bei der EM in Schweden noch im Halbfinale und wurden am Ende Vierter. Zehn Jahre danach fallen die Ziele der beiden Routiniers mit dem deutlich verjüngten DHB-Team deutlich bescheidener aus:

Bei den Titelkämpfen an gleicher Stätte soll zumindest der Einzug in die Hauptrunde gelingen. Dafür muss in der schweren Vorrundengruppe A mindestens Platz drei her. Ein gelungener Auftakt gegen den WM-Zweiten Niederlande am Sonntag wäre schon ein wichtiger Schritt. Danach warten der Olympia-Zweite Frankreich und zum Abschluss der WM-Vierte Polen.

«Wir wollen die Großen ärgern und spielen auf Sieg», sagte Woltering. Mit 33 Jahren ist die Torfrau die älteste Spielerin im deutschen Kader und neben Loerper (221) die Einzige, die mehr als 200 Länderspiele absolviert hat (203). Gegen die erstklassige Konkurrenz wird es auch auf eine Topleistung der zweimaligen Champions-League-Siegerin ankommen.

Druck hat die deutsche Mannschaft aber nicht, denn die EM gilt nur als Testlauf. «Wir wollen in die Hauptrunde, aber nicht, um irgendein konkretes Ergebnis zu erreichen, sondern um Wettkampfpraxis gegen Topmannschaften für unser großes Ziel zu sammeln», sagte Bundestrainer Michael Biegler. Das große Ziel ist das Halbfinale bei der Heim-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr.

In seinem ersten Turnier als Bundestrainer fehlen Biegler Stammkräfte wie Nadja Nadgornaja (schwanger), Shenia Minewvskaja oder Xenia Smits (beide verletzt). Auf Susann Müller, WM-Torschützenkönigin von 2013, verzichtet er freiwillig. Dafür setzt der 55-Jährige ganz auf die Jugend: In Emily Bölk (18) und Alicia Stolle (20) stehen zwei Talente vor ihrem ersten Turnier im Frauenbereich, die 2014 mit der Jugend-Auswahl WM-Silber gewannen. Auch Jenny Karolius und Stella Kramer werden ihr erstes internationales Turnier spielen.

Nach zwei Unentschieden in den finalen Testspielen gegen EM-Gastgeber Schweden versprüht die neue Spielführerin Loerper Optimismus: «Wir fühlen uns richtig gut vorbereitet. Unser Ziel ist nicht an Ergebnissen festzumachen, sondern, dass wir uns als Mannschaft stabilisieren.»

Einen ersten Fingerzeit erhofft sich die aktuelle Handballerin des Jahres schon vom Start gegen die Niederlande. «Mehr als die Hälfte der Mannschaft kennen wir aus der Bundesliga, aber sie kennen uns natürlich auch genauso gut. Chancenlos sind wir nicht, auch wenn die Niederlande mit WM-Silber 2015 und dem vierten Rang bei Olympia in Rio derzeit auf einer Erfolgswelle schwimmen», sagte Loerper.

Wie schon im Vorjahr bei der Weltmeisterschaft in Dänemark, als die DHB-Auswahl im Achtelfinale am späteren Weltmeister Norwegen scheiterte, wird es zunächst keine Übertragungen im Free-TV geben. Die Fans können die Vorrundenspiele lediglich im Internet-Livestream bei Sport1 verfolgen. Bei einem Einzug in die Hauptrunde könnte man ins Hauptprogramm rücken – ein weiterer Ansporn für die DHB-Frauen.

Das DHB-Aufgebot:

Tor: Dinah Eckerle (Thüringer HC), Katja Kramarczyk (HC Leipzig), Clara Woltering (Borussia Dortmund)

Feld: Lone Fischer, Emily Bölk (beide Buxtehuder SV), Saskia Lang, Anne Hubinger (beide HC Leipzig), Anna Loerper, Julia Behnke (beide TuS Metzingen), Kim Naidzinavicius (SG BBM Bietigheim), Kerstin Wohlbold, Meike Schmelzer (beide Thüringer HC), Isabell Klein (Nantes Loire Atlantique HB), Alicia Stolle (HSG Blomberg-Lippe), Svenja Huber, Stella Kramer (beide Borussia Dortmund), Jenny Karolius (Bayer Leverkusen)


(dpa)

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