Berlin – Frankreichs Weltmeistertrainer Didier Deschamps kann die Erfahrungen von Joachim Löw und die Erlebnisse im Umbruchprozess der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bestens nachempfinden.
«Er hat das Dach der Welt im Fußball erreicht, er hat sich das selbst aufgebaut. Es ist sehr schwer, dieses Niveau zu erreichen, und sehr schwer, auf diesem Niveau zu bleiben», sagte Deschamps in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Daher sieht der Franzose nur «zwei Möglichkeiten, das zu beweisen, bei einer EM und einer WM. Wie wir alle genießt er keine Immunität.»
Auch er selbst fühlt sich nach dem WM-Titel nicht unangreifbar. «Immunität existiert im Profifußball nicht. Der WM-Sieg von 2018 ist wunderbar für mich und die Spieler, aber die Erwartungen an mich sind sehr hoch, und ich werde daran gemessen», meinte der 50-Jährige und betonte: «Ich glaube, ich habe meine Ansprüche an mich noch erhöht.»
Die Dauerdiskussionen im Umfeld lassen ihn aber kalt. «Populäre oder unpopuläre Entscheidungen werden entsprechend beurteilt, aber wir als Nationaltrainer bekommen Informationen, die Außenstehenden nicht zur Verfügung stehen. Trotzdem glaubt jeder, etwas zu Entscheidungen sagen zu können», meinte der 50-Jährige. Deschamps stellte klar: «Ich höre da nicht zu, dafür verschwende ich keine Energie.»
Nach den Anschlägen am 13. November 2015 in Paris hat er eine besondere Beziehung zu Löw aufgebaut. «Leider haben wir zusammen ein tragisches Ereignis erlebt. Die Solidarität war groß zwischen unseren Gruppen. Wir waren zusammen und sind auch zusammen weggefahren. Diese Minuten, Stunden waren sehr schwer. Wir werden sie nicht vergessen.»
(dpa)