Der Schönheits-Chirurg

Rio de Janeiro (dpa) – Edle Fotobände aus dem Taschen-Verlag liegen im Foyer aus, auch Sebastião Salgados episches Fotowerk «Genesis». Volney Pitombo ist ein Feingeist, auch etwas eitel. Man traut ihm gar nicht zu, dass er täglich an Nasen und Brüsten herumschnippelt.

Dazu hört er im OP-Saal immer Mozart. Er ist der Präsident der Vereinigung plastischer Chirurgen in Rio und in seiner Privatklinik kann er sich über Kundschaft auch in der aktuellen Rezession nicht beschweren.

Besonders Nasen operiert er gern, eine Art Kunst für ihn. Das könnte er ewig machen. Angesprochen auf sein Pläne für die Rente sagt der 64-Jährige: «Ich glaube, es gibt nichts besseres als die plastische Chirurgie.» Rund 8000 Nasen hat er schon operiert, auch aus den USA hat Pitombo Kunden. 2015 gab es in Brasilien seinen Angaben zufolge insgesamt rund 750 000 Schönheits-OPs, dabei sei der Anteil der Schönheits-OPs von Männern zuletzt deutlich gestiegen. Das ist auch Ausdruck eines «Schönheitsdrucks», gerade in der Olympiastadt.

Die Copacabana ist ein Laufsteg. Sehen und gesehen werden. Wer hier nicht gut aussieht oder was dafür tut, fühlt sich schnell schlecht. Es gibt Klimmzug-Gerüste, es wird gejoggt, Volleyball gespielt – der Körper knapp bekleidet gebräunt. Zu Pitombos Hobby gehören die Kunst, die klassische Musik, Reiten und sein Garten. Er hat in London sein Schönheits-Handwerk gelernt. Aber sein Herz gehört Rio: «Die Cariocas sind ein sehr glückliches Völkchen, voll von Liebe für das Leben

Eine Nase oder Brust von der Stange bietet er nicht an – daher kosten die Operationen auch 10 000 Dollar und mehr. «Plastische Chirurgie ist auch eine Form der Kunst, ich will die Menschen glücklicher machen», sagt er. Jedes Gesicht sei einzigartig. «Etwa alle zwei Minuten unterzieht sich in Brasilien auch ein Mann heute einer plastischen Schönheits-OP», hat er ausgerechnet. Einen Mann, der sich zu Elvis Presley umoperieren lassen wollte, musste er aber eine Absage erteilen. Rund 8000 plastische Chirurgen gibt es in Brasilien.

Aus seiner Erfahrung lieben es gerade Frauen, auf Feiern zu prahlen, dass sie sich die Brüste haben machen lassen – es ist absolut kein Tabuthema im Land. «Das gehört hier zum guten Ton», meint Pitombo.

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(dpa)