Moskau – Alexej Sorokin ist nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Kurz vor seiner Wahl zum Nachfolger von Witali Mutko in den FIFA-Rat stand der neue Cheforganisator der WM 2018 in einem Genfer Luxushotel vor der Weltpresse.
Das Kind eines Journalisten rutschte dem 45-Jährigen minutenlang um die Beine und auf den schwarzen Lederschuhen herum. Doch ohne Regung und mit stoischer Miene parierte Sorokin die Fragen zum heißdiskutiertesten Thema rund um den russischen Fußball, das Multifunktionär Mutko den Posten als Vorsitzender des Organisationskomitees kostete.
Doping? «Es gibt viele Spekulationen, aber kein Beweis für ein Fehlverhalten. Unser Team wurde immer wieder getestet – auch beim Confed Cup», referierte Sorokin im September die ewig gleichen Antworten. «Deshalb gibt es nichts, worüber man reden kann. Wir sind absolut zuversichtlich, dass es kein Thema ist.»
Indem Mutko vorerst aus dem öffentlichen Fokus genommen wurde und offiziell nur noch beispielsweise den Bau von Infrastruktur koordiniert, will Russland das Renommee des Prestigeprojekts von Präsident Wladimir Putin retten. Und zumindest in der öffentlichen, internationalen Darstellung hat der Nachfolger andere Qualitäten.
An der Seite von FIFA-Präsident Gianni Infantino erregte Mutko zuletzt vor der Gruppenauslosung der WM in Moskau mit einer Wutrede Aufsehen, klagte empört über die andauernden Doping-Anschuldigungen. Am Rande von Funktionärstreffen mit brisanten Fragen konfrontiert verwies der 59-Jährige gerne darauf, die Fragen angeblich nicht zu verstehen. Sein englisch-russisch-Sprachmix wird in diversen Internetvideos verspottet.
Anders Sorokin – als Absolvent der Staatlichen Linguistischen Universität Moskau spricht er fließend englisch und französisch, arbeitete Ende der 1990er-Jahre als Diplomat in Washington. Vor neun Jahren war er Projektleiter für die Organisation des Champions-League-Finals in Moskau, stieg im gleichen Jahr zum Geschäftsführer des russischen Fußballverbands auf. Anschließend führte Sorokin die Bewerbung für die WM 2018 an, bekleidete nach dem Zuschlag zunächst die Rolle als Geschäftsführer im Organisationskomitee.
Der Aufstieg zum Chef kam nun «ziemlich überraschend», berichtete Sorokin der Agentur R-Sport, die Vorbereitungen sollen aber nicht beeinträchtigt werden: «Insgesamt wird es keine radikalen Veränderungen in der Leitung des Orga-Komitees geben.» Was auch nicht verwundern kann – denn als Vizeregierungschef hat Mutko weiterhin die Aufsicht über das Gremium.
(dpa)