Dortmund – Wer ersetzt Ousmane Dembélé? Nach dem Rekordverkauf des Franzosen an den FC Barcelona sichtet Borussia Dortmund den Transfermarkt. Die prall gefüllte Vereinskasse erleichtert die Suche nach einem Flügelstürmer. Derzeit deutet viel auf eine Verpflichtung von Andrej Jarmolenko hin.
Der ukrainische Nationalspieler von Dynamo Kiew soll rund 30 Millionen Euro kosten und stand laut «Kicker» bereits zweimal auf der Wunschliste des Revierclubs. Zwar wollte Sportdirektor Michael Zorc den Namen nicht bestätigen, kündigte aber den baldigen Transfer einer neuen Offensivkraft an: «Wir schauen, dass wir nochmal was machen werden.»
Anders als bei vielen Transfers von Jungprofis in der Vergangenheit setzt der BVB bei dieser Personalie offenbar auf Erfahrung. Schließlich ist Jarmolenko bereits 27 Jahre alt. Vor allem seine große Torgefahr macht ihn interessant. In 339 Pflichtspielen war er beachtliche 137 Mal erfolgreich und bereitete 89 Tore vor. Die zuvor als vermeintliche Dembélé-Nachfolger gehandelten Maxwel Cornet (Lyon) und Malcolm (Bordeaux) sind kurz vor dem Transferschluss am 31. August offenbar aus dem Rennen.
Die Reinvestition der üppigen Einnahmen für Dembélé in Höhe von rund 105 Millionen Euro plus 42 Millionen Euro an Prämien macht nicht nur aus steuerlichen Gründen Sinn. Verletzungen von Marco Reus und André Schürrle erhöhen den Handlungsbedarf. Zudem soll der erst 18 Jahre alte Christian Pulisic nicht durch Dauereinsätze überfordert werden. «Fakt ist, dass wir einen Spieler suchen, der von außen kommt», verriet Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Den Verlust eines Ausnahmekönners wie Dembélé haben die Borussen bisher in erstaunlicher Manier bewältigt – wieder einmal. Nach zwei Spielen mit fünf Treffern und null Gegentoren führt der Pokalsieger die Bundesliga-Tabelle an. Anders als solche Branchenriesen wie der FC Bayern ist der BVB an ständige Kaderumbauten gewohnt. So gingen im Sommer 2016 in Mats Hummels, Henrich Mchitarjan und Ilkay Gündogan gleich drei Leistungsträger verloren. «Das Karussell wird sich immer weiterdrehen», kommentierte der wiedererstarkte Nuri Sahin mit Verweis auf die steten Herausforderungen des Revierclubs, der seine Stars häufig schnell an potentere Konkurrenten verliert.
Hohe Renditen lindern den Schmerz über die sportliche Schwächung. Binnen fünf Jahren erlöste der BVB auf dem Transfermarkt knapp 360 Millionen Euro. Das «Kaufhaus des Westens» («Kicker») wurde damit zu einem der größten Handelsplätze im europäischen Fußball.
Solch imposante Zahlen und der starke Saisonstart erfüllen die meisten BVB-Fans mit Stolz. Einige Anhänger von der mächtigen Südtribüne bewiesen beim 2:0 über Hertha BSC am vorigen Samstag ähnliche Kreativität wie die Clubbosse bei der steten Suche nach neuen Stars. Ihre Trikots mit dem Schriftzug Dembélé wurde kurzerhand mit dem Zusatz «Wer ist?» versehen.
(dpa)